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Mittlerer Panzer: Vorschlag für einen französischen Weg
Theatrum belli (französisch)
von Guillaume FRANÇOIS
29. September 2025
[Bild: CV-90.jpg]
AKTUELLES – NEWSVERTEIDIGUNGWaffen und RüstungVerteidigungsindustrieTECHNOLandstreitkräfte
CV 90. Bildquelle: SAAB.
Der Krieg in der Ukraine hat gepanzerte Fahrzeuge wieder in den Mittelpunkt strategischer Debatten gerückt.
Drohnen, Raketen und Artillerieangriffe haben ihre Verwundbarkeit aufgezeigt, doch paradoxerweise bleiben sie in Doktrinen hoher Intensität unverzichtbar: nicht mehr als autarkes System, sondern als integraler Bestandteil der Manöver verschiedener Waffengattungen.

Deutschland verdeutlicht diese Rückkehr mit dem bis 2040 geplanten Kauf von mehr als 1.000 schweren Panzern und 2.500 VCI rund um den zukünftigen Leopard 3. Weit mehr als eine Erneuerung der Kapazitäten ist dies eine bewusste Industriestrategie, um eine gepanzerte Masse wiederherzustellen und einen europäischen Standard durchzusetzen. Diese Ausrichtung stellt das MGCS-Programm, das den zukünftigen gemeinsamen deutsch-französischen Panzer verkörpern soll, auf den Kopf. Wenn der Leopard 3 bereits 2030 in Dienst gestellt wird und sich im Export durchsetzt, was bleibt dann 2040 von einem alternativen Projekt übrig?

Frankreich muss sich nun entscheiden: entweder seinen Partnern im Wettlauf um den schweren Panzer folgen oder einen anderen Weg einschlagen, der seiner auf Mobilität und Anpassungsfähigkeit basierenden Militärkultur treu bleibt.
Die französischen Errungenschaften: Mobilität und Projektion

Das Programm SCORPION markierte einen Wendepunkt für das französische Heer. Nach Jahren der Unterinvestition schuf es eine kohärente und digitalisierte Architektur. Die Fahrzeuge Griffon, Jaguar und Serval, die auf dem Informationssystem SICS basieren, bieten eine Interoperabilität, die dem Landfahrzeug wieder Kohärenz verleiht. Diese Modernisierung erfolgte zugunsten von Allradfahrzeugen, ergänzt durch einige modernisierte Leclerc-Panzer. Diese Entscheidung spiegelt eine französische Kultur wider, die umgeschlagen ist auf schnelle Projektion, während andere Armeen Masse und Schutz bevorzugen.

Das IISS betont, dass dies der französischen Armee „eine seltene Fähigkeit zur schnellen Projektion von Streitkräften über große Entfernungen” verleiht, was bei Einsätzen in Afrika und Osteuropa bestätigt wurde.

Dieser Vorteil hat jedoch auch eine Kehrseite. Angesichts der zunehmenden Intensität zeigt das Modell eine Schwachstelle: das Fehlen eines robusten Kettenfahrwerks. Radfahrzeuge werden verwundbar, und der Leclerc ist trotz seiner Qualitäten zu schwer, zu teuer und zu selten, um effektiv eingesetzt werden zu können. Frankreich verfügt somit über ein kohärentes, aber unvollständiges Modell: wendig und einsetzbar, aber anfällig in harten Kämpfen. Daraus ergibt sich die zentrale Frage: Wie kann ein souveränes Kettenfahrzeugmodell aufgebaut werden, das unserem Format und unseren Bedürfnissen entspricht?
Lehren aus den jüngsten Konflikten

Die jüngsten Kriege, insbesondere in der Ukraine, haben die Gewissheiten rund um den Kampfpanzer ins Wanken gebracht. Daraus lassen sich drei wichtige Lehren ziehen.

Erstens sind die Einsatzentfernungen viel geringer als gedacht. Laut dem Royal United Services Institute fanden die meisten Panzerduelle „zwischen 500 und 1200 Metern, selten darüber hinaus” statt. Dies relativiert den Vorteil von 120- oder 125-mm-Kanonen

. Zweitens ist die strukturelle Verwundbarkeit schwerer MBT offensichtlich. FPV-Drohnen, moderne Raketen (Kornet, Javelin), Artillerie: Keine Panzerung, wie dick sie auch sein mag, garantiert das Überleben. Der Schutz beruht nun auf einem Gleichgewicht zwischen passiver Panzerung, Tarnung, Mobilität und aktiven Systemen (APS).

Schließlich wird die operative Verfügbarkeit zu einem entscheidenden Faktor. Westliche schwere Panzer wie der Leopard 2 oder der Challenger 2 weisen im Einsatz nur mittelmäßige Werte auf, da ihre Masse und Komplexität im Gegensatz zu anderen, robusteren Systemen die Logistik stark belasten.

Diese Erkenntnisse stimmen überein: Moderne Überlegenheit beruht nicht mehr auf isolierter Übermacht, sondern auf logistischer Nachhaltigkeit, Mobilität und Tarnung.

Ausländische Erfahrungen, die die Debatte beleuchten
Der Trend ist nicht einheitlich: Einige Armeen setzen weiterhin auf immer schwerere und universellere Plattformen wie den KF41. Anderswo zeichnet sich jedoch eine andere Logik ab. Einige, wie Südkorea mit dem K2, versuchen, den Kampfpanzer leichter und flexibler zu machen. Andere gehen noch weiter und setzen wieder auf eine ganze Reihe von mittelschweren Panzern, die lange Zeit vernachlässigt wurden. Für Frankreich scheint dieser zweite Ansatz am besten zu einer Doktrin zu passen, die sich auf taktische und strategische Mobilität konzentriert.

Ausländische Erfahrungen zeigen bereits das Potenzial und die Grenzen dieses Ansatzes, bestätigen jedoch, dass es eine Alternative zu den Schwergewichten gibt. Insbesondere China hat den Typ 100 vorgestellt, einen etwa 40 Tonnen schweren Panzer, der Anfang September 2025 bei der Militärparade zum Tag des Sieges in Peking präsentiert wurde.

Ausgestattet mit einem 1.500 PS starken Diesel-Elektro-Hybridantrieb erreicht er ein Leistungsgewicht von fast 37 PS/t, was in dieser Kategorie einzigartig ist. Besonders auffällig ist sein Hard-Kill-APS-System (eine Weiterentwicklung des GL-6), das Schutz vor Selbstmorddrohnen und Panzerabwehrraketen bietet.

In den Vereinigten Staaten zeigt der M10 Booker einen anderen Weg auf. Offiziell als „Kampffahrzeug” bezeichnet, greift er die Idee einer leichteren direkten Unterstützung auf. Aber sein Werdegang ist vor allem aufgrund seiner Schwierigkeiten aufschlussreich: langsamere Industrialisierung als erwartet, steigende Kosten und eine noch unklare Einsatzdoktrin zwischen Unterstützungsrolle und Durchbruchsfunktion. Der Booker zeigt deutlich, dass ein mittelschweres gepanzertes Fahrzeug nur dann Sinn macht, wenn es Teil einer klaren Vision ist, mit bewussten Kompromissen und nicht als behelfsmäßiger Kompromiss zwischen MBT und VCI.

Schweden hingegen hat mit dem CV90 sein Ziel erreicht. Seit dreißig Jahren wird dieses Infanterie-Kampffahrzeug in zahlreichen Versionen angeboten, schrittweise modernisiert und in großem Umfang exportiert. Das Erfolgsrezept? Eine gemeinsame modulare Basis, die flexibel genug ist, um sich im Laufe der Zeit weiterzuentwickeln, ohne das Format zu verändern. Die Lehre daraus ist klar: Man braucht nicht von Anfang an ein „perfektes System”, sondern eine anpassungsfähige, offene und nachhaltige Plattform.

Für Frankreich geht es nicht darum, diese Modelle zu imitieren, sondern daraus zu lernen: Sie bestätigen jedoch, dass es einen Platz für einen modularen mittleren Panzer gibt, der unserer Doktrin und unseren industriellen Zwängen entspricht.
Ein französischer mittlerer Panzer: Machbarkeit und Kompromisse

Die jüngste Geschichte zeigt, dass Frankreich seinen Leclerc-Panzer nie in einem hochintensiven Konflikt einsetzen konnte. Als hochmoderner MBT konzipiert, blieb er auf begrenzte Einsätze beschränkt (Kosovo, Vereinigte Arabische Emirate, kurzer Einsatz im Libanon), ohne jemals seine volle Einsatzfähigkeit im kombinierten Einsatz unter Beweis zu stellen. Diese Feststellung erfordert eine klare Entscheidung: Die Zukunft muss einem mittleren Panzer den Vorzug geben, der an die Einsatzrealitäten der französischen Armee angepasst ist.

Die französische Doktrin basiert eher auf Manövrierfähigkeit, Geschwindigkeit und sparsamem Einsatz der Mittel als auf frontalem Angriff. Der leichtere und mobilere mittlere Panzer kann wieder zum zentralen Instrument werden: Er ist leistungsstark genug für direkte Feuerunterstützung, aber vor allem wendig genug, um die Infanterie zu begleiten, sich schnell zu bewegen, zu überraschen und in verstreuten Kämpfen durchzuhalten.

Tarnung und Mobilität als Prioritäten: niedrige Silhouette, multispektrales Management (IR, Radar, elektromagnetisch), fortschrittliche Tarnung, reduzierte elektronische Emissionen und Beherrschung von Gegenmaßnahmen. Frankreich verfügt bereits über das industrielle Know-how, um dies durchzusetzen.

Exzellenz in der Elektronik: Optronik von Safran und Thales, EW von Thales und Airbus DS, Architektur Scorpion/NGVA: ein Ökosystem, das es ermöglicht, einen Panzer zu bauen, der als evolutive elektronische Plattform konzipiert ist.
Hybridantrieb: Ein Dieselmotor mit 1000–1200 PS, ergänzt durch einen Mild-Hybridantrieb, würde 28–30 PS/t gewährleisten, den Verbrauch senken, eine „silent watch” ermöglichen und die akustischen und thermischen Signaturen verringern.
Ein solches Format basiert auf bewussten Entscheidungen.

Zunächst die Bewaffnung: die 105-mm-Hochdruckkanone. Dies ist kein Kompromiss aus Mangel an Alternativen, sondern eine doktrinäre Entscheidung. Modern, präzise und in der Lage, Geschosse mit einer Geschwindigkeit von über 1700 m/s abzufeuern, bleibt sie auf den in jüngsten Panzerkämpfen häufigsten Entfernungen gefürchtet. In Verbindung mit Top-Attack-Raketen und leichten Drohnen an Bord bildet sie ein Offensivarsenal, das mit dem Einsatz verschiedener Waffengattungen vereinbar ist.

Der Schutz muss anders konzipiert sein als bei einem 60 Tonnen schweren MBT. Das Ziel besteht nicht darin, eine massive Frontpanzerung zu erreichen, sondern vor allem das Überleben der Besatzung zu gewährleisten: eine modulare Panzerung, die auf gängige Bedrohungen (30–40-mm-Panzerabwehrgranaten, Raketen, ATGM) abgestimmt ist und durch ein aktives Schutzsystem (APS) ergänzt wird, um die gefährlichsten Angriffe zu neutralisieren. Das chinesische Beispiel ist aufschlussreich:

Der zukünftige mittlere Panzer soll eine Weiterentwicklung des GL-6 sein, mit mehreren Hard-Kill-Türmen, die Drohnen- und Raketensalven abwehren können. Für Frankreich könnte diese Logik durch den Einbau von C-UAS-Modulen erweitert werden, darunter der HELMA-P-Laser von CILAS, der bereits gegen leichte Drohnen getestet wurde.

Die Mobilität muss ein Markenzeichen sein. Für einen 40-Tonnen-Panzer ist ein Leistungsgewicht von 28 bis 30 PS/t realistisch: Es garantiert Geschwindigkeit, Reaktionsfähigkeit und strategische Mobilität. Mit einem Motor mit etwa 1.100–1.200 PS, einem kompakten Getriebe und einem herausnehmbaren Powerpack wird die Wartung vereinfacht. Innovationen wie gummierte Verbundketten, die leichter und leiser sind, erhöhen die Reichweite und verringern die Signatur.

Bleibt noch der entscheidende Punkt der Kosten. Moderne MBTs kosten mehr als 20 Millionen Euro pro Stück, was in einem Zermürbungskrieg unhaltbar ist. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden: ein robustes, geeignetes gepanzertes Fahrzeug, das dort mit Hightech ausgestattet ist, wo es unverzichtbar ist, aber dennoch erschwinglich bleibt.
Ein mittlerer Panzer als Basis für eine nachhaltige Produktpalette

Anstatt der Illusion eines einzigen Panzers nachzujagen, der alles kann, kann Frankreich einen anderen Weg einschlagen: den eines modularen mittleren Panzers, der die Basis einer kleinen, aber kohärenten Familie bildet und von Anfang an auf Zermürbung und Weiterentwicklungsfähigkeit ausgelegt ist.

Konkret gibt es zwei Formen der Modularität. Die horizontale Modularität besteht darin, ein und dasselbe Chassis in mehreren spezialisierten Versionen (Transport, Kampf, Kommando) anzubieten. Die vertikale Modularität zielt darauf ab, die Ausrüstung einer einzigen Plattform zu skalieren, indem je nach Bedarf Subsysteme hinzugefügt oder entfernt werden.

Die Idee dabei ist einfach: Ein gemeinsamer Unterbau (Motor, Getriebe, Federung, Bodenpanzerung, Konnektivität) dient als Grundlage für zwei Kampfvarianten. Auf der einen Seite ein mittlerer Panzer mit 105 mm, niedrigem Profil und kompakter Silhouette, der für Direktfeuer und mobile Unterstützung vorgesehen ist. Auf der anderen Seite ein 40-mm-Gelenkfahrzeug mit einem hinteren Abteil für die Infanterie. Zwei klare Aufgaben, eine gemeinsame industrielle und logistische Basis. Diese bewusst begrenzte horizontale Modularität vermeidet die bei einigen Mitbewerbern (Lynx, Boxer) zu beobachtende Zerstreuung, die zu überdimensionierten Universalfahrzeugen geführt hat.

Zu dieser Basis kommt eine bewusste vertikale Modularität hinzu: Die Differenzierung erfolgt nicht durch die Vervielfachung der Karosserien, sondern durch das Hinzufügen oder Entfernen von Modulen. Die leichtere Basisversion erfüllt die Anforderungen an Projektion und Verschleiß: begrenzte Panzerung, auf das Wesentliche reduzierte Elektronik, moderater Verbrauch. Die gleiche Plattform kann dann für anspruchsvollere Einsätze verdichtet werden – mit zusätzlicher Panzerung, aktiven Schutzsystemen, Sensoren und zusätzlichen Elektronikmodulen.

Diese Logik ist keine Spekulation: Offene Standards wie der europäische NGVA oder der amerikanische CMOSS beweisen, dass es möglich ist, standardisierte Racks für Funkgeräte, Drohnenabwehr, elektronische Kriegsführung oder KI-Rechner zu integrieren, sofern die Stromversorgung, Kühlung und elektromagnetische Verträglichkeit gewährleistet sind. Dies eröffnet zwei entscheidende Perspektiven:
* eine kalibrierte Flotte, die in einer schlichten Version in Serie produziert wird, aber je nach Einsatzgebiet neu konfiguriert werden kann;
* ein offenes industrielles Ökosystem, in dem französische KMU als ausländische Partner ihre eigenen Module entwickeln und integrieren können.

Es ist dieser Realismus, der den Unterschied ausmacht: statt eines seltenen und teuren „Superpanzers” eine robuste und evolutive Flotte, die in der Lage ist, Verluste zu absorbieren, die Agilität zu bewahren und Innovationen anzuregen. Ein differenzierter französischer Weg, bei dem der mittlere Panzer nicht zu einem Ersatz für den MBT wird, sondern zum Eckpfeiler eines modernen kombinierten Manövers.

Fazit: unseren Weg wählen
Die jüngsten Konflikte erinnern an die Verwundbarkeit schwerer Panzer und die Notwendigkeit eines anderen Ansatzes. Frankreich, das einer auf Manöver und Informationsüberlegenheit basierenden Doktrin treu bleibt, hat nicht die Absicht, dem universellen und massiven Modell des Lynx KF41 zu folgen.

Die Alternative ist klar: eine kompakte Familie, die das SCORPION-Ökosystem ergänzt und auf zwei spezialisierten Varianten basiert – einem mittleren Panzer und einem Kettenfahrzeug – die auf einer gemeinsamen Basis aufbauen. Die vertikale Modularität, die bereits bei der Konzeption berücksichtigt wurde, ermöglicht es, diese Plattformen an die Intensität der Missionen anzupassen und ihre Agilität zu bewahren.

Es bleibt noch, die Position Frankreichs gegenüber dem MGCS-Programm zu klären: entweder durch das Eintreten für eine flexible Zusammenarbeit, die sich auf gemeinsame technologische Bausteine konzentriert, oder durch die Verfolgung eines nationalen Kurses, der mit unseren doktrinären Anforderungen im Einklang steht. In jedem Fall ist der Weg jedoch vorgezeichnet: Anstatt zu schwerfälligen und universellen Plattformen zu streben, hat Frankreich die Möglichkeit, ein differenziertes Modell zu etablieren, das sich auf Information, Mobilität und Tarnkappentechnologie konzentriert. Darin liegt der wahre strategische Mehrwert.

Guillaume FRANÇOIS
Die hier benannte Verwundbarkeit heutiger MBT (schwerer Panzer) liegt eigentlich nur daran, dass man sie einseitig auf das Duell mit anderen MBT überspezialisiert hat. Entsprechend die extrem einseitige Ausrichtung der Panzerung nach vorne, die schwache Dachpanzerung, die großkalibrige BK usw.

Sobald man einmal diese einseitige Ausrichtung aufgibt, sind Kampfpanzer schlussendlich keineswegs mehr so verwundbar wie es angenommen wird. Dessen ungeachtet sind all die Aussagen in diesem Artikel nur zu unterstreichen, sie gelten aber gleichermaßen für moderne Kampfpanzer wie für die hier diskutierten "leichteren" Formen von Panzern wie mittlere Panzer etc.

Schlussendlich machen schwere Panzer Sinn. Sie sind besser als "mittlere" Panzer, vorausgesetzt man richtet sie konzeptionell auf das moderne Schlachtfeld aus. Dazu gibt es seit vielen Jahren brauchbare Vorschläge aber der "Panzergeist" und die Fixierung auf das Duell mit anderen Kampfpannzern verhindern zuverlässig, dass man von den überkommenen Konzepten für schwere Kampfpanzer abrückt.

Meiner rein persönlichen Meinung nach sollte man also die Idee "schwerer" Kampfpanzer nicht per se aufgeben, sondern diese einfach neu denken.

In diesem Kontext ist es umso bemerkenswerter, dass Frankreich schon vor Jahren mal Prototypen eines Leclerc mit einer 40mm CTA Maschinenkanone vorgestellt hat, den Leclerc T40. Genau dahin müsste die Reise gehen. Denn damit erledigt man viele der aktuellen Probleme zugleich, von der Gewichtsfrage der schweren Panzer bis hin zur Frage der Drohnenabwehr.
Es geht mir weniger um Sinn odr Unsinn schwerer Kampfpanzer, sondern wer was braucht.

Frankreich ist kein Frontstaat, in der BV eher in der dritten Linie. Das politische Objectif ist
Zitat:Nach der 7. Brigade, die als „kriegsfähig” gilt und innerhalb von 15 Tagen mit Waffen und Gepäck an der Ostflanke Europas eingesetzt werden kann, strebt Frankreich an, bis 2027 eine Division mit etwa 19.000 Mann innerhalb von 30 Tagen einsetzen zu können.
Anschließend soll bis 2030 gemeinsam mit Partnerländern ein Armeekorps (60.000 Mann) kommandiert und aufgestellt werden.

Unsere "Spielplätze" in der BV sind
Rumänien, Baltikum, Norwegen und Grönland

Norwegen und Grönland sind eher für die Gebirgsjäger, das Baltikum für die Paras Beide Brigaden üben ja auch schon fleißig;

Die Division ist eher für Rumänien, mit den entsprechenden Transportproblemen, über Land und See. Jede Tonne weniger an Gewicht ist da ein Vorteil.

Der zweite Punkt ist die Einsatzdoktrin, unsere "Panzertruppe" nennt sich ja immer noch Kavallerie. Und hier wird zur Zeit viel diskutiert. Ich denke im Oktober wird da einiges klarer.
Was ich dazu absolut nicht sehe, ist das hier:
(30.09.2025, 17:32)voyageur schrieb: [ -> ]Zunächst die Bewaffnung: die 105-mm-Hochdruckkanone. .... Der Schutz muss anders konzipiert sein als bei einem 60 Tonnen schweren MBT. Das Ziel besteht nicht darin, eine massive Frontpanzerung zu erreichen
Auf einem nicht duellfähig geschützten, mittleren Kettenpanzer eine 105mm-PzK zu verbauen, macht für mich nur dann Sinn, wenn man diese als Sturmgeschütz auch im indirekten Richten einsetzen will. Ansonsten gleicht einfach der Mehrwert gegenüber einer 40-76mm-Mittelkaliber-MK in keinster Weise die Nachteile aus, insbesondere den geringeren Munitionsvorrat. Es gibt einfach ein viel zu kleines Spektrum von Zielen, die eine 105er ausschaltet, eine Mittelkaliber-MK aber nicht. Das wird halt erst wieder ab 120mm interessant.

Es sei denn, diese "Hochdruckkanone" ist irgendein Wunderprodukt, von dem ich nur bisher noch nichts gehört hab....
Es gibt allerlei experimentelle Technologien mit denen man Kanonen bauen könnte, die mit wesentlich kleineren Kalibern immer noch eine größere Durchschlagswirkung hätten als eine 120mm. Aber: bei solchen Technologien braucht man keine 105mm, da durchschlägt dann eine 50mm genau das gleiche, weil dann der Rohrdurchmesser nicht mehr so relevant ist. Um 2000 rum haben die Franzosen beispielsweise noch mit ETC Kanonen experimentiert. Aber wie gesagt: würde man solche Technologien funktionsfähig bringen, wäre das Kaliber im weiteren nicht mehr relevant.
(01.10.2025, 19:38)Broensen schrieb: [ -> ]Es sei denn, diese "Hochdruckkanone" ist irgendein Wunderprodukt, von dem ich nur bisher noch nichts gehört hab....

über die Grenze nach Belgien schauen
Cockerill (französisch)

Für mich ist der wesentliche Punkt das MGCS endlich aus dem Kreißsaal kommt, nicht um einen neuen Kampfpanzer zu planen, sondern um eine Liste von Einzelteilen zu haben, in der sich die Panzerbauer bedienen können.
Was die Auiomobilebranche kann, muss doch auch in der Rüstungsindustrie möglich sein.
Größere Serien erleichtern die Produktion, aber vor allem die Ersatzteilversorgung.
(02.10.2025, 15:36)voyageur schrieb: [ -> ]über die Grenze nach Belgien schauen
Cockerill (französisch)

Für mich ist der wesentliche Punkt das MGCS endlich aus dem Kreißsaal kommt, nicht um einen neuen Kampfpanzer zu planen, sondern um eine Liste von Einzelteilen zu haben, in der sich die Panzerbauer bedienen können.
Was die Auiomobilebranche kann, muss doch auch in der Rüstungsindustrie möglich sein.
Größere Serien erleichtern die Produktion, aber vor allem die Ersatzteilversorgung.

Hochdruckkanone ist eine ganz normale Kanone wie auch auf dem Leopard 1 (natürlich moderner, aber nicht eine ganz neue Kategorie wie das was Broensen meinte). Der Unterschied ist hier eher zu den Kanonen die mit niedrigeren Druck arbeiten um auch auf leichteren Plattformen eingesetzt werden zu können.
(02.10.2025, 15:36)voyageur schrieb: [ -> ]über die Grenze nach Belgien schauen
Cockerill (französisch)
Der 105mm-Cockerill-Turm ist erwähnenswert aufgrund seines vergleichsweise hohen Richtbereichs und somit der Möglichkeit zum indirekten Richten, aber es ist ja offensichtlich nicht diese Fähigkeit, die der Kaliber-Auswahl zugrunde lag. Daher ändert das nichts an meiner Meinung, dass eine 105mm-PzK als Bewaffnung eines mittleren KPz zur Leclerc-Nachfolge nicht sinnvoll wäre. Diese Bewaffnung kann auch auf einer Radplattform realisiert werden, wenn man sie für erforderlich hält, sicher auch auf dem VBCI-2. Aber wenn die französische Armee sich schon der logistischen Herausforderung eines Panzers auf Ketten stellen will, dann sollten sie auch die Möglichkeiten nutzen, die sich daraus hinsichtlich der Bewaffnung bieten. 105 auf Kette ist ein denkbar schlechter Kompromiss.