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Normale Version: [PESCO] Future [unmanned] Air-to-Air Refuelling Capability
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Deutschland und Spanien entwickeln eine Drohne für die Luftbetankung
von Laurent Lagneau · 8. Juni 2025
[Bild: mq25-20210607.jpg]
Im Juni 2021 wurde die von Boeing im Rahmen des C-BAR-Programms (Carrier-Based Aerial-Refueling System) der US-Marine entwickelte MQ-25 „Stingray” in die Geschichte der Luftfahrt ein, als sie zum ersten Mal einen Jagdbomber [in diesem Fall eine F/A-18E/F Super Hornet] in der Luft betankte.

Seitdem werden die Tests dieser Maschine fortgesetzt, mit dem Ziel, sie in den Luftwaffenbetrieb zu integrieren, was keine leichte Aufgabe ist. Für die US Navy geht es darum, über eine Drohne zu verfügen, die 7.000 Liter Treibstoff an Flugzeuge [F/A-18E/F, F-35C, E-2D Advanced Hawkeye] liefern kann, die sich 500 Seemeilen von ihrem Flugzeugträger entfernt befinden.

Auf diese Weise kann sie sich außerhalb der Reichweite der meisten Schiffsabwehrraketen aufhalten, während die F/A-18 von ihren sogenannten „Nanny”-Missionen [Konfiguration für die Luftbetankung, Anm. d. Red.] befreit werden, die bis zu 30 % ihrer Flugzeit ausmachen können.

Wird eine solche Fähigkeit bald in Europa verfügbar sein? Auf jeden Fall zielt eines der elf Projekte, die kürzlich von den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) im Rahmen der Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit (PESCO) genehmigt wurden, genau auf die Entwicklung einer solchen Technologie ab. Und auch wenn Frankreich nicht daran beteiligt ist, könnte das Land daran interessiert sein.

Das Projekt mit dem Namen „Future [unmanned] Air-to-Air Refuelling Capability” [oder Zukünftige Kapazität zur Luftbetankung – unbemannt] wurde Deutschland übertragen. Nur Spanien ist daran beteiligt. Nun sind aber beide Länder auch an der Entwicklung des Luftkampfsystems der Zukunft [SCAF] beteiligt, einem Projekt unter französischer Leitung.

Laut der Beschreibung der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) zielt dieses Projekt darauf ab, „eine umfassende und widerstandsfähige Luftbetankungskapazität zu entwickeln, die den Fähigkeitszielen der NATO entspricht und die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU unterstützt”.

Genauer gesagt geht es darum, „die bestehenden Kapazitätslücken in der Luftbetankung durch einen multidimensionalen Ansatz zu schließen“, der auf der Entwicklung eines unbemannten Systems basiert.

Darüber hinaus soll es „den Mitgliedstaaten ermöglichen, ihre Luftmacht weltweit zu projizieren“ und damit ihre „strategische Souveränität“ zu stärken.

Schließlich geht es auch darum, „eine Fähigkeit zu entwickeln, die den raschen Einsatz und die dauerhafte Präsenz der Luftmacht unterstützen kann“, damit die EU [die kein Militärbündnis wie die NATO ist, Anm. d. Red.] „strategische und taktische Missionen wirksam durchführen kann“.

A priori dürfte Airbus Defence & Space eine zentrale Rolle in diesem Projekt spielen. Im Jahr 2023 hatte der Industriekonzern vielversprechende Tests mit seinem System „Auto'Mate Demonstror“ durchgeführt, das die automatische Betankung von Flugzeugen während des Fluges ermöglicht.
„Der Erfolg dieser ersten Testkampagne ebnet den Weg für die Entwicklung autonomer und unbemannter Luftbetankungstechnologien.
[…] Auch wenn wir noch in einem frühen Stadium sind, haben wir dies in nur einem Jahr erreicht und sind auf dem besten Weg zur Kombination von bemannten und unbemannten Flugzeugen und zu zukünftigen Luftoperationen, bei denen Kampfflugzeuge und Missionsflugzeuge gemeinsam mit Drohnenschwärmen fliegen werden”, erklärte Airbus Defence & Space damals.
Foto: MQ-25 Stingray – Boeing
Bin mal gespannt auf welcher Basis man hier den Drohnentanker realisieren möchte.

Mit der Barracuda Drohne hatten Deutschland und Spanien ja schon einmal ein Projekt gehabt das zumindest rein visuell den MQ-25 ähnelt.

Was auch interessant ist, laut der PESCO Website soll das Programm ja relativ breit aufgestellt sein:

Zitat:Addressing the existing capability gap in air-to-air refuelling through a multi-faceted approach, including the development of unmanned aerial refuelling systems, contractor-based solutions, and common procurement and usage of available solutions.

Zitat:Building on existing frameworks, such as the Multinational Multi-Role Tanker Transport Fleet (MMF), to enhance cooperation and integration of resources across MS and achieve greater operational synergy and cost-effectiveness.
Das ist sehr interessant, aber vermutlich wird man sich für nur ein System zur Betankung entscheiden müssen und damit fallen unsere F-35A als Empfänger aus. Meiner Ansicht nach sowieso ein Fehler, dass wir nicht auf die optionale Ausstattung mit dem Betankungsstutzen bei den Fliegern setzen.

Aber zumindest für die Betankung von Rafale, Gripen, Eurofighter, F-35B und den verbleibenen F-18 und Tornado in Europa dürfte die Drohne geeignet sein.
(08.06.2025, 23:00)Bairbus schrieb: [ -> ]Aber zumindest für die Betankung von ... den verbleibenen F-18 und Tornado in Europa dürfte die Drohne geeignet sein.
Du glaubst, wir kriegen sowas noch in Dienst gestellt, bevor die Tornados ausgemustert werden?
@ Broensen

Ich gehe davon aus, dass der Tornado dann noch fliegen wird, weil die Nachfolger noch ziemlich lange brauchen werden, bis alle Fähigkeiten aufgebaut sind.
(08.06.2025, 23:00)Bairbus schrieb: [ -> ]Das ist sehr interessant, aber vermutlich wird man sich für nur ein System zur Betankung entscheiden müssen und damit fallen unsere F-35A als Empfänger aus. Meiner Ansicht nach sowieso ein Fehler, dass wir nicht auf die optionale Ausstattung mit dem Betankungsstutzen bei den Fliegern setzen.

Aber zumindest für die Betankung von Rafale, Gripen, Eurofighter, F-35B und den verbleibenen F-18 und Tornado in Europa dürfte die Drohne geeignet sein.

Was meinst Du denn mit „optional“ ? Ein- und ausrüstbar ? Das ist nicht möglich. Das Treibstoff-System eines Kampflugzeugs ist kompliziert. Wenn, dann müsste man beides von vornherein einrüsten. Das erhöht aber das Gewicht und Volumen auf Kosten von Treibstoff, Zuladung, Sensorik, etc.

In Europa ist die F35 zudem eines der wenigen Flugzeuge, die ausreichend Reichweite haben.
(09.06.2025, 09:57)Fox1 schrieb: [ -> ]Was meinst Du denn mit „optional“ ? Ein- und ausrüstbar ? Das ist nicht möglich. Das Treibstoff-System eines Kampflugzeugs ist kompliziert. Wenn, dann müsste man beides von vornherein einrüsten. Das erhöht aber das Gewicht und Volumen auf Kosten von Treibstoff, Zuladung, Sensorik, etc.

In Europa ist die F35 zudem eines der wenigen Flugzeuge, die ausreichend Reichweite haben.

Die F-35A hat das Boom-System, während die F-35B und F-35C das Schlauchtrichterverfahren zur Betankung haben.

Es gibt aber die Möglichkeit, die F-35A optional von Werk aus ebenfalls mit dem Schlauchtrichterverfahren auszurüsten.

Leider wird das bei unseren F-35A nicht gemacht, so dass als eine einzige eigene Möglichkeit der A330MRTT bleibt, während der EF von anderen Kampfflugzeugen, vom A400M, von der Hercules, vom 330MRTT oder eben auch dieser neuen Drohne betankt werden kann.
Für mich stellt sich da die Frage, inwieweit eine Betankung von bemannten Kampfjets durch unbemannte Drohnen (abseits von Flugzeugträgern) überhaupt erforderlich ist. Mir scheinen diese Tankerdrohnen doch vornehmlich für Loyal Wingman & Co. interessant, die so auch "weiter vorn" betankt werden können, wo es für bemannte Tanker zu unsicher ist. Dadurch können sie länger im Einsatzraum verweilen, was vor allem für Aufklärungs- und EW-Missionen interessant sein kann. Aber für bemannte Jets sehe ich da nicht so sehr den Sinn dahinter. Die haben doch im Regelfall eine ausreichende Reichweite bzw. Ausdauer, um von den ohnehin für AWACS & Co. erforderlichen großen Tankern versorgt zu werden, zumal sie eben in einem P2P-Konflikt auch selten lange im gefährdeten Luftraum verbleiben.
(09.06.2025, 14:12)Broensen schrieb: [ -> ]Für mich stellt sich da die Frage, inwieweit eine Betankung von bemannten Kampfjets durch unbemannte Drohnen (abseits von Flugzeugträgern) überhaupt erforderlich ist. Mir scheinen diese Tankerdrohnen doch vornehmlich für Loyal Wingman & Co. interessant, die so auch "weiter vorn" betankt werden können, wo es für bemannte Tanker zu unsicher ist. Dadurch können sie länger im Einsatzraum verweilen, was vor allem für Aufklärungs- und EW-Missionen interessant sein kann. Aber für bemannte Jets sehe ich da nicht so sehr den Sinn dahinter. Die haben doch im Regelfall eine ausreichende Reichweite bzw. Ausdauer, um von den ohnehin für AWACS & Co. erforderlichen großen Tankern versorgt zu werden, zumal sie eben in einem P2P-Konflikt auch selten lange im gefährdeten Luftraum verbleiben.

Vermutlich um Betriebserfahrung in einem kontrollierbaren Umfeld zu gewinnen und natürlich spart das auch Personal.
@Broensen:
So groß ist die Reichweite von Kampfflugzeugen nicht, dass eine Missionsbegrenzung selten oder ausgeschlossen ist. Und wenn auf der Mission nachgetankt werden muss, dann bringt ein strategischer Tanker reichlich wenig, weil der an den erforderlichen Punkten nicht mehr agieren kann. Bisher wurden dafür, auch von der Luftwaffe, Buddy Pods verwendet, die Nutzung optimierter Drohnen bietet demgegenüber deutliche Vorteile.
(09.06.2025, 18:05)Helios schrieb: [ -> ]@Broensen:
So groß ist die Reichweite von Kampfflugzeugen nicht, dass eine Missionsbegrenzung selten oder ausgeschlossen ist. Und wenn auf der Mission nachgetankt werden muss, dann bringt ein strategischer Tanker reichlich wenig, weil der an den erforderlichen Punkten nicht mehr agieren kann. Bisher wurden dafür, auch von der Luftwaffe, Buddy Pods verwendet, die Nutzung optimierter Drohnen bietet demgegenüber deutliche Vorteile.

Gehst Du davon aus, dass man auch eine Lösung für die F-35A entwickeln wird?
(09.06.2025, 18:42)Bairbus schrieb: [ -> ]Gehst Du davon aus, dass man auch eine Lösung für die F-35A entwickeln wird?

Kurzfristig? Eher unwahrscheinlich, das ist aufgrund der notwendigen Entwicklungsarbeiten aufwändiger und zumindest der Eigenbedarf ist dafür zu gering. Selbst die von MQ-25 LBV als landgestützte Fortentwicklung wird darauf dem aktuellen Stand nach verzichten und dieses vielleicht später nachliefern. Langfristig kann das natürlich anders aussehen.
(09.06.2025, 12:58)Bairbus schrieb: [ -> ]Die F-35A hat das Boom-System, während die F-35B und F-35C das Schlauchtrichterverfahren zur Betankung haben.

Es gibt aber die Möglichkeit, die F-35A optional von Werk aus ebenfalls mit dem Schlauchtrichterverfahren auszurüsten.

Leider wird das bei unseren F-35A nicht gemacht, so dass als eine einzige eigene Möglichkeit der A330MRTT bleibt, während der EF von anderen Kampfflugzeugen, vom A400M, von der Hercules, vom 330MRTT oder eben auch dieser neuen Drohne betankt werden kann.

Ich verstehe Dich so, dass man ausschließlich auf das Schlauchtrichterverfahren für die deutschen F35 setzt. Das wäre sicherlich sinnvoll. Die MRTTs haben beides, A400M nur das Schlauchtrichterverfahren, genauso wie Buddy-Buddy mit Pod bei einem anderen Kampfflugzeug.
(10.06.2025, 08:58)Fox1 schrieb: [ -> ]Ich verstehe Dich so, dass man ausschließlich auf das Schlauchtrichterverfahren für die deutschen F35 setzt. Das wäre sicherlich sinnvoll. Die MRTTs haben beides, A400M nur das Schlauchtrichterverfahren, genauso wie Buddy-Buddy mit Pod bei einem anderen Kampfflugzeug.

Nein, ich habe genau das Gegenteil geschrieben... ;-)

Wir bekommen mit der F-35A beim Thema Luftbetankung leider einen Exoten in die Luftwaffe, der auf Tanker mit Boom beschränkt ist.
(10.06.2025, 10:48)Bairbus schrieb: [ -> ]Nein, ich habe genau das Gegenteil geschrieben... ;-)

Wir bekommen mit der F-35A beim Thema Luftbetankung leider einen Exoten in die Luftwaffe, der auf Tanker mit Boom beschränkt ist.

Du möchtest aber umswitchen - so hatte ich es gemeint ...
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