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Normale Version: Venezuela vs. Guyana
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bahnt sich da ein neuer Konflikt an?
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Zitat:...
28 February

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GUAYANA – VENEZUELA
Guyana has warned Venezuela to refrain from interfering in offshore oil exploration efforts … before, Venezuela had objected to planned offshore exploration by US company Exxon.
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Zitat:Grenzstreit mit Guyana

Venezuela drangsaliert einen kleinen Nachbarn
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro heizt einen alten Konflikt mit Guyana wieder an. Auslöser sind Ölbohrungen in dem umstrittenen Gebiet – und Probleme im eigenen Land.

16.07.2015, ...

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro hantiert dieser Tage viel mit Land- und Seekarten. Darauf sind die Grenzen zwischen Venezuela und Guyana: in ihrem gegenwärtigen Verlauf und vor allem so, wie sie nach Ansicht der Regierung in Caracas künftig aussehen müssten. Danach verlöre Guyana fast drei Viertel seines Territoriums, und auch von den Küstengewässern müsste Guyana große Gebiete an das Nachbarland im Westen abgeben.
...

Per Dekret erklärte Präsident Maduro am 27. Mai die Gewässer vor der Küstenlinie am Westufer des Essequibo, das Venezuela seit je für sich beansprucht, zu venezolanischem Hoheitsgebiet und setzte auch gleich ein paar Kriegsschiffe in Marsch. In dem von Venezuela nun aggressiv beanspruchten Küstengewässer liegt auch der Stabroek Block. Georgetown bestellte den Botschafter des Nachbarstaates ins Außenministerium ein, verlangte eine Erklärung und übergab eine Protestnote. Bald darauf zog Venezuela seinen Botschafter aus Georgetown ab. Guyana entzog seinerseits einer venezolanischen Fluggesellschaft die Lizenz, wodurch ein Flugzeug der Venezolaner samt Passagieren in Georgetown am Boden bleiben musste.
...

Venezuela hat dreißig Millionen Einwohner und verfügt über ein Territorium, das mehr als vier Mal so groß ist wie jenes von Guayana. Im Vergleich zu den meisten Staaten Lateinamerikas mag Guyana mit einer Fläche von etwa 215.000 Quadratkilometern ein kleines Land sein. Guyana ist aber immerhin fast so groß wie Großbritannien, das Land ist mit seinen gerade einmal knapp 800.000 Einwohnern aber sehr dünn besiedelt und gehört zu den ärmsten Staaten der Region. Venezuela hingegen verfügt über die offenbar größten Erdölreserven der Welt und ist nicht darauf angewiesen, sich die Ölvorkommen Guayanas einzuverleiben. Das „Saudi-Arabien Lateinamerikas“ hat nicht wegen mangelnder Reserven Schwierigkeiten, die Produktion zu steigern; vielmehr mangelt es an Investitionen in die Technik und die Infrastruktur, um diese gewaltigen Vorräte auszubeuten.

... In diesem Zusammenhang ist schon von einem drohenden „Falkland-Krieg in der Karibik“ die Rede. So wie die argentinische Junta mit ihrem Kriegsabenteuer gegen Großbritannien auf den Falklandinseln von inneren Problemen abzulenken versuchte, so versucht es jetzt Maduro mit dem angeheizten Konflikt mit Guyana. Doch so wie der Falkland-Krieg den Sturz der Junta in Argentinien beschleunigte, so könnte der Streit um Essequibo-Guyana das Ende der Herrschaft der Sozialisten in Venezuela herbeiführen helfen.
Die FAZ verkennt schon wieder das Venezuela im Recht ist.
Und es ist sicher nicht zu viel verlangt wenn Du mal vorher schaust woher die FAZ den ihren Artikel nimmt und worauf es basiert:

Zitat:Die seit sieben Jahrzehnten völkerrechtlich ungeklärte, aber in der Vermittlung der UN ruhende Grenzfrage um die zwischen Venezuela und Guyana liegende Region mit ihren etwa 160.000 Quadratkilometern Fläche, ist unlängst neu aufgebrochen. Grund ist die Vergabe von Konzessionen an den US-amerikanischen Öl-Multi Exxon zur Exploration von Erdölvorkommen im Meeresgebiet von Esequibo durch die neue Regierung von Guyana im April. Venezuela berief sich daraufhin auf das Genfer Abkommen von 1966, wonach die Ausbeutung der Ressourcen vor einer einvernehmlichen Klärung der Territorialfrage eine Verletzung des Abkommens sei.

...

Erneut bestand Maduro auf einer Vermittlung der Vereinten Nationen, die der Garant der Vereinbarung von 1966 ist. Venezuela hat indes zur Frage von Esequibo eine Kommission "auf hoher staatlicher Ebene" eingesetzt, um eine Zusammenkunft zwischen Venezuela und Guyana im Rahmen der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (Celac) zu erreichen. "Unser Ziel ist der Frieden in unserem Land, unser Sieg ist der regionale Frieden, die regionale und nationale Einheit", betonte Venezuelas Präsident.

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Wer hier also was anheizt und wer hier gerade meint Öl ins Feuer zu gießen ist ganz sicher nicht so klar wie die FAZ es zu meinen weiß.
Eine faire Berichterstattung über Venezuela wäre im politischen Dunstkreis der FAZ auch eine kleine Sensation.
RISIKO EINER INVASION GUYANAS DURCH VENEZUELA
Raids (französisch)
Brasilien erklärte über sein Verteidigungsministerium am 29. November, es habe "die Verteidigungsmaßnahmen intensiviert" entlang seiner Nordgrenze, während es einen Territorialstreit zwischen seinen Nachbarn Guyana und Venezuela beobachte. Im Klartext heißt das, dass die brasilianischen Streitkräfte aufgrund von venezolanischen Militärbewegungen in Richtung der Grenze zu Guyana in Alarmbereitschaft versetzt worden wären.

Brasilia ist der Ansicht, dass Venezuela bald in den Westen des kleinen südamerikanischen Landes einmarschieren könnte, um die seit vielen Jahren beanspruchte Region "Guayana Esequiba" zu annektieren. Dieser Teil macht mehr als 60% des Staatsgebiets von Guyana aus.
[Bild: IMG_2992.jpeg]
Es sei daran erinnert, dass auch Surinam den Südosten von Guyana anvisiert.

Die Ansprüche Venezuelas auf den Guayana Esequiba (wie auch Surinams auf den Tigri) sind historisch bedingt.

Seit 2015 hat Guyana jedoch große Ölreserven in den von Venezuela beanspruchten Gebieten entdeckt und Exxon Mobil angeboten, diese auszubeuten. Die Gründe für eine mögliche Intervention Venezuelas sind daher auch wirtschaftlicher und politischer Natur.

Denn innenpolitisch nutzt Nicolás Maduro die Affäre aus, um die patriotische Stimmung zu beleben, um seiner wachsenden Unbeliebtheit und einer täglich stärker werdenden Opposition entgegenzuwirken.

Historisch gesehen ist Guayana Esquiba ein 150.000 Quadratkilometer großes Waldgebiet, das bis zum 19. Jahrhundert zu Venezuela gehörte. Die Briten übernahmen die Kontrolle über die Kolonie von den Niederländern und verfügten 183 die Entstehung von Britisch-Guayana. Venezuela hatte gerade erst begonnen, sich von internen Kämpfen zu erholen und war zu schwach, um sich dagegen zu wehren. Die Briten förderten daraufhin die Wiederbesiedlung der Region durch guyanische Ureinwohner.

Nach erfolglosen Verhandlungen brachten Venezuela und Großbritannien den Fall vor ein internationales Gericht und das Pariser Schiedsgericht von 1899 entschied zugunsten der Briten.

Das Gebiet wurde am 26. Mai 1966 unabhängig und erhielt 1970 den Namen Kooperative Republik Guyana. Erst in der Verfassung von Guyana von 1980, die 1996 neu formuliert wurde, wurde die Aufnahme von Guayana Esequiba in das guyanische Staatsgebiet offiziell.

Venezuela erklärte seinerseits in Artikel 10 seiner eigenen Verfassung von 1999, dass "das Territorium und die anderen geografischen Räume der Republik diejenigen sind, die der Generalkapitänschaft Venezuelas vor seiner am 19. April 1810 eingeleiteten politischen Transformation entsprechen, einschließlich der Änderungen, die sich aus den nicht für ungültig erklärten Verträgen und Schiedsverfahren ergeben". Wie andere auch, gibt er sich also eine "historische Legitimität", um einzugreifen und seine "Rechte" wiederherzustellen.
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Im Oktober 2023 leitete Nicolás Maduro in Venezuela die Organisation eines Referendums ein, das am 3. Dezember stattfinden soll. Es zielt darauf ab, das Gebiet der Guayana Esequiba zu annektieren und fordert "die unveräußerlichen Rechte Venezuelas und seines Volkes auf das Gebiet".

Georgetown versucht, sich dem Referendum zu widersetzen, indem es einen Antrag beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag einreicht, der am 1. Dezember eine Entscheidung treffen soll. Caracas hat bereits angekündigt, dass es sich darüber hinwegsetzen wird.

Die Entscheidung hat die diplomatischen Spannungen zwischen den beiden Staaten erheblich verschärft, da man sich Sorgen über die militärischen Folgen macht.

Die globale Atmosphäre ist derzeit destabilisiert, da Konflikte manchmal dort ausbrechen, wo man sie nicht erwartet, da verschiedene Akteure die Schwächung des Westens nutzen, um Rechnungen zu begleichen, die seit Jahren offen waren (Russland-Ukraine, Hamas-Israel, Afrikanischer Kontinent, Aserbaidschan-Armenien usw.).

Venezuela könnte diese Tatsache tatsächlich ausnutzen, um sich in ein militärisches Abenteuer zu stürzen.

Es ist klar, dass Guyana, ein kleines Land mit 800.000 Einwohnern, militärisch nicht gegen Venezuela mit 28 Millionen Einwohnern und einer starken Armee von 230.000 gut ausgerüsteten Soldaten ankommt.
[Bild: IMG_2995.jpeg]
Das einzige Problem für Caracas ist, dass Georgetown zwei starke Verbündete hat: Brasilien und Kanada. Außerdem ist Guyana Teil des Commonwealth. Und vor allem wären die USA gezwungen einzugreifen, da sie nicht tolerieren können, dass das als "Feind" betrachtete Maduro-Regime eine solche destabilisierende Aktion in dem, was sie als ihr "Vorrevier" betrachten, durchführen kann.
Bereitet sich Venezuela darauf vor, sich einen Teil von Guyana unter den Nagel zu reißen?
France 24 (französisch)
Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro hält am Sonntag ein Referendum ab, um darüber zu entscheiden, ob auf dem Gebiet von Essequibo ein neuer venezolanischer Staat gegründet werden soll oder nicht. Diese sehr reiche Region steht jedoch unter der Kontrolle von Guyana. Aber hat Caracas die Mittel für seine territorialen Ambitionen? Oder handelt es sich in erster Linie um wahltaktisches Kalkül?

[Bild: 011223-esequibo-venezuela-m.webp]
Ein Paar steht vor einem Wandgemälde, das für ein "Ja" beim Referendum in Venezuela über die Frage der Integration der Region Essequibo wirbt.
In Venezuela findet ein Referendum über die Frage der Integration der Essequibo-Region statt, die derzeit vom benachbarten Guyana kontrolliert wird. © Matias Delacroix, AP
Durch:
Sebastian SEIBT

Es ist ein Referendum, das den mehr als 200 Jahre andauernden Territorialkonflikt beenden soll. Zumindest in den Augen der venezolanischen Behörden... Sie haben die Bevölkerung dazu aufgerufen, am Sonntag, den 3. Dezember, für oder gegen die Gründung eines neuen venezolanischen Staates zu stimmen, der die Region Essequibo umfasst.

Das Problem: Diese mögliche Erweiterung Venezuelas befindet sich derzeit unter der Kontrolle des benachbarten Guyana - das ist zumindest die Meinung des kleinen Landes mit 800.000 Einwohnern und der internationalen Gemeinschaft...
"El Esquibo es nuestro" (Der Esquibo ist unser)

Nicolas Maduro, der venezolanische Präsident, fragt am Sonntag die Wähler, ob sie "die Gründung eines Staates 'Guyana Esequiba' und die Ausarbeitung eines beschleunigten Plans zur umfassenden Versorgung der derzeitigen und künftigen Bevölkerung dieses Gebiets" befürworten würden.

Das ist für den populistischen Führer zu einer fixen Idee geworden. "'El Esequibo es nuestro' [Der Essequibo gehört uns], erklärt der Staatschef in unzähligen Reden, der die Führung einer großen 'wahlpädagogischen Kampagne' übernommen hat", berichtet Le Monde in einer Reportage, die sich mit den Herausforderungen des Referendums befasst.

Der Ausgang der Abstimmung steht für die französische Tageszeitung kaum in Frage. Sie betont, dass die "Abstimmung ohne Beobachter stattfinden wird" und dass niemand es wagt, für das "Nein" zu werben.

Dies würde den Verantwortlichen in Guyana den Angstschweiß auf die Stirn treiben. "Annette Idler, außerordentliche Professorin an der Blavatnik School of Government der Universität Oxford und Spezialistin für internationale Sicherheitsfragen, die über Venezuela gearbeitet hat, bestätigt: "Die langfristigen Folgen dieses Referendums könnten eine De-facto-Annexion dieser Region durch Venezuela sein, die sich über 160 000 km² erstreckt, was einem großen Teil von Guyana [215 000 km², Anm. d. Ü.] entspricht.

Mit anderen Worten: Caracas droht damit, seinem Nachbarn mehr als die Hälfte seines Territoriums vorzuenthalten und die rund 125.000 Bewohner des Essequibo zu venezolanischen Staatsbürgern zu machen. Vor allem aber ist das umstrittene Land eine Quelle des Reichtums für Guyana. Essequibo hatte schon immer einen reichen Untergrund mit wertvollen Rohstoffen wie Gold, Diamanten oder auch Aluminium.
Venezuela: Referendum bringt erwartungsgemäß ein überwältigendes "Ja" für die Eingliederung von Essequibo
RFI (französisch)
In Venezuela stimmten die Wähler mit großer Mehrheit mit "Ja" für eine Eingliederung von Essequibo, einem Gebiet, das nun zu Guyana gehört. Mehr als 95% der Wähler bestätigten die Souveränität ihres Landes über den östlichen Teil des Flussbeckens des Essequibo.

Veröffentlicht am: 04/12/2023 - 07:23Ändert am: 04/12/2023 - 07:27
2 mn
[Bild: AP23337529981600.webp]
Venezuela, 3. Dezember 2023: Soldaten bereiten sich darauf vor, in einem Referendum über den Anschluss der Provinz Essequibo an Venezuela abzustimmen. AP - Ariana Cubillos
Durch:
RFI

Das Konsultativreferendum fand am Sonntag (3. Dezember) statt und das Ergebnis stand bereits im Voraus fest: Mehr als 95% der Wähler beantworteten die fünf gestellten Fragen mit Ja. Der CNE gab an, dass bei der Abstimmung fast 10,5 Millionen Stimmen abgegeben wurden. Rund 20,7 Millionen Venezolaner waren zu den Urnen gerufen. Die offizielle Zahl der Wahlbeteiligung wurde vom Wahlrat nicht bekannt gegeben und die Opposition polemisierte schnell über die Zahlen und beschuldigte die Machthaber, sie würden versuchen, eine hohe Wahlenthaltung zu verschleiern. Zehn Millionen Stimmen seien nicht zehn Millionen Wähler, so ihre Argumentation. Henrique Capriles, zweimaliger Präsidentschaftskandidat der Opposition, gab auf X eine Zahl von "2 110 864" Wählern an, wobei jeder bis zu fünf Stimmen abgeben konnte, was seiner Meinung nach eine "krachende Niederlage" darstellte.

Zitat: Según Elvis Amoroso la participación de hoy (no se atrevió a decirlo) fue 2.110.864 electores. Eran 5 votos por elector. Sin duda nuevamente Maduro convirtió una oportunidad de hacer algo bien con todos los venezolanos en un estruendoso fracaso. Él nunca ha hecho nada por el...
- Henrique Capriles R. (@hcapriles) December 4, 2023

Nichtsdestotrotz ist der Essequibo für die gesamte politische Klasse ein venezolanisches Territorium. Es war einmal ein solches Gebiet und ist noch immer auf vielen Landkarten als solches verzeichnet. Die Opposition verhielt sich daher zurückhaltend und war hin- und hergerissen zwischen ihren Überzeugungen und ihrem Willen, die Regierung vor den Präsidentschaftswahlen 2024 nicht zu unterstützen. Die führende Oppositionspolitikerin Maria Corina Machado bezeichnete das Referendum als "Ablenkung" in einer Krise.

Zitat:Lesen Sie auch
Venezuela hält ein Referendum über die Annexion des Essequibo ab.
Keine konkreten kurzfristigen Folgen


In dem Referendum wurden die Venezolaner unter anderem gefragt, ob sie damit einverstanden sind, die Zuständigkeit des Internationalen Gerichtshofs (IGH), der von Guyana angerufen wurde, nicht anzuerkennen und das Gebiet in Venezuela einzugliedern.

Dieses Ergebnis wird jedoch kurzfristig keine konkreten Folgen haben: Das Gebiet befindet sich in Guyana, es handelt sich nicht um eine Abstimmung über Selbstbestimmung und Caracas hatte bereits versichert, dass es keinen Grund für eine Invasion des Gebiets suche.

Dennoch löste die Wahl in Georgetown, der Hauptstadt von Guyana, und auf internationaler Ebene, insbesondere im benachbarten Brasilien, Besorgnis aus. In Guyana bildeten Tausende Menschen Menschenketten, um ihre Verbundenheit mit dem Gebiet zu zeigen. Am Sonntag versicherte der guyanische Präsident Irfaan Ali seinen Landsleuten, dass "es in den kommenden Stunden, Tagen und Monaten nichts zu befürchten gibt". "Unsere erste Verteidigungslinie ist die Diplomatie und wir sind in einer sehr, sehr starken Position", fügte er hinzu, betonte, dass das Land über eine breite internationale Unterstützung verfüge, und rief Caracas zu "Reife und Verantwortung" auf.
Essequibo: Venezuelas Präsident Nicolas Maduro lässt nicht locker
RFI (französisch)
Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro hat am Dienstag den staatlichen Ölriesen PDVSA angewiesen, Lizenzen für die Ausbeutung der Ressourcen in der ölreichen Region Essequibo zu vergeben, die Gegenstand eines Territorialstreits mit dem benachbarten Guyana ist.

Veröffentlicht am: 06/12/2023 - 08:49Ändert am: 06/12/2023 - 08:54
3 Min.
[Bild: AP23304707555847.webp]
"Die Sonne Venezuelas geht über dem Essequibo auf" steht auf diesem Plakat hinter dem Verteidigungsminister General Padrino Lopez am 31. Oktober 2023. AP - Ariana Cubillos
Durch:
RFI

Am Sonntag, den 3. Dezember, nahmen mehr als 10,4 Millionen venezolanische Wähler an einem konsultativen Referendum teil und sprachen sich mit einer Mehrheit von mehr als 95 Prozent dafür aus, die unter Verwaltung stehende Region Guyana in ihr Land aufzunehmen.

Nicolas Maduro lässt die Angelegenheit nicht ruhen. Am Montag forderte er "eine faire, für die Parteien zufriedenstellende und freundliche diplomatische Einigung" und erklärte gleichzeitig, dass sein Land Essequibo "zurückholen" werde. Und gestern, Dienstag, erklärte er auf einer Regierungssitzung, dass er eine regionale Abteilung der PDVSA gründen werde, und gab die Anweisung, "sofort" mit der "Vergabe von Lizenzen" für "die Ausbeutung von Öl, Gas und Bergbau in der gesamten Region" zu beginnen.

Gründung einer Provinz Guayana Esequiba

Der venezolanische Staatschef schlug am Dienstag außerdem vor, ein Sondergesetz "mit allen Sektoren" zu entwerfen, um die Unterzeichnung von Verträgen mit Unternehmen zu verbieten, die aufgrund von Konzessionen, die Guyana erteilt hat, in dem Gebiet arbeiten. Er gab diesen Unternehmen drei Monate Zeit, um sich aus dem "abzugrenzenden" Gebiet zurückzuziehen.

Er erklärte außerdem, dass er auf der Grundlage des Referendums vom Sonntag nun die "Macht" in der Region ausüben und dafür sorgen werde, dass ein Gesetz zur Schaffung der Provinz Guayana Esequiba verkündet wird. Maduro verlangte, dass dort eine Volkszählung durchgeführt und Personalausweise an die Einwohner ausgestellt werden.
Guyana "wachsam"

Der Außenminister von Guyana, Hugh Todd, erklärte am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass sein Land "wachsam" bleiben wolle. "Wir müssen immer wachsam bleiben. Auch wenn wir nicht glauben", dass Nicolas Maduro "eine Invasion anordnen wird, müssen wir realistisch sein, was das Umfeld in Venezuela und die Tatsache betrifft, dass Präsident Maduro sehr unberechenbar sein kann".

Der Generalstaatsanwalt von Guyana, Anil Nandlall, warnte am Dienstag, dass sein Land im Falle einer Verschärfung des Essequibo-Streits mit Venezuela den UN-Sicherheitsrat anrufen werde. "Jede Aktion oder versuchte Aktion im Rahmen des Referendums wird es erforderlich machen, den UN-Sicherheitsrat als geschädigte Partei anzurufen", sagte Nandlall der Nachrichtenagentur AFP. "Wir werden alle möglichen Wege ausloten", fügte er hinzu.

Nandlall erklärte, Guyana werde sich auf die Artikel 41 und 42 der UN-Charta berufen, die den Sicherheitsrat dazu ermächtigen, militärische Maßnahmen zu ergreifen und Sanktionen zu verhängen. "Er kann den Einsatz von Streitkräften durch die Mitgliedstaaten genehmigen, um zur Durchsetzung der Anordnungen des Gerichtshofs beizutragen", betonte er.
Ein alter Konflikt

Caracas erhebt seit Jahrzehnten Anspruch auf Essequibo, ein 160.000 km² großes Gebiet, das mehr als zwei Drittel von Guyana ausmacht und in dem 125.000 Menschen oder ein Fünftel der Bevölkerung leben. Caracas argumentiert, dass der Fluss Essequibo die natürliche Grenze sein sollte, wie 1777 zur Zeit des spanischen Imperiums. Guyana, das über einige der größten Pro-Kopf-Ölreserven der Welt verfügt, ist seinerseits der Ansicht, dass die Grenze aus der englischen Kolonialzeit stammt und 1899 bestätigt wurde.

Der Internationale Gerichtshof (IGH), das höchste UN-Gericht, dessen Zuständigkeit Venezuela in diesem Fall nicht anerkennt, hatte am Freitag die venezolanische Regierung angewiesen, "von allen Handlungen abzusehen, die die Situation" im Essequibo verändern könnten, und beide Parteien aufgefordert, "von allen Handlungen abzusehen, die den Streit verschärfen oder ausweiten könnten".
[Bild: Esequibo.webp]
Für Caracas muss der Essequibo-Fluss die natürliche Grenze sein, wie 1777 zur Zeit des spanischen Imperiums AP - Matias Delacroix
Da Guyana keine ernstzunehmenden Truppen hat würde das wohl ein militärischer Durchmarsch für Venezuela werden. Von Brasilien dürfte auch keine Unterstützung zu erwarten sein.
Die Frage ist für mich was werden die USA machen? Schicken die evtl. ein paar Marines oder sie errichten eine Flugverbotszone über Essequibo.
Brasilien: Brasilien verstärkt Militärpräsenz an der Grenze zu Guyana und Venezuela
RFI (französisch)
Veröffentlicht am: 06/12/2023 - 19:06
Die brasilianische Armee hat am Mittwoch, den 6. Dezember, angekündigt, ihre Präsenz an der Grenze zu Guyana und Venezuela zu verstärken, da die beiden Nachbarländer in einen Gebietsstreit verwickelt sind. "Die Armee hat durch ihr Nachrichten- und Warnsystem eine ständige Überwachung (...) sichergestellt, um die Unverletzlichkeit unserer Grenzen zu gewährleisten", erklärte sie in einer Erklärung und sprach von einer "Verstärkung an Truppen und Ausrüstung" in den Städten Pacaraima und Boa Vista im brasilianischen Bundesstaat Roraima, der an die beiden Länder grenzt.
(06.12.2023, 18:14)Skywalker schrieb: [ -> ]Die Frage ist für mich was werden die USA machen? Schicken die evtl. ein paar Marines oder sie errichten eine Flugverbotszone über Essequibo.

Maduro hat den Zeitpunkt geschickt gewählt. Seit einigen Wochen darf Venezuela wieder Öl usw. in die USA exportieren. Man kann davon ausgehen dass in den USA schon damit gerechnet wird. Ob man dies nun wieder über den Haufen wirft wegen Guyana ist mehr als fraglich. Hinzu kommt dass Guyana aufgrund innerer ethnischer Konflikte alles Andere als Einigkeit gegen Venezuela zeigen wird.
Das sehe ich ähnlich. Man hat im State Department derweilen einen gewissen Ausgleich mit den pesudosozialistischen Herrschaften in Venezuela finden können, zwar stillschweigend, da man die früheren gegenseitigen Abneigungen nicht öffentlich einkassieren will, aber zumindest im Hintergrund wird man sich zurückhalten. Und es ist von auszugehen, dass man eine Militäraktion in Essequibo zwar in Washington missbilligen wird, vielleicht gibt es auch die eine oder andere Sanktion, aber auf irgendwelche Interventionen in diesem "Moskitoparadies" hat man keine große Lust.

Ansonsten:

Ich frage mich sowieso, ob man sich dieses Areal in Caracas genau angeschaut hat? Es ist sicherlich hinsichtlich der Forschung sehr interessant - v. a. im Süden befinden sich im Dreiländereck auch die bekannten Tepuis (Tafelberge), die ich selbst immer sehr interessant fand -, aber ansonsten ist es ein dampfendes, fieberverseuchtes und schwer passierbares Dschungelgebiet, etwa 70% größer als Bayern, aber mit der Einwohnerdichte der Kalahari. Und das hat auch seinen Grund. Selbst die Niederländer, die dieses Gebiet einstmals kolonisierten, waren wenig glücklich damit, da sowohl ihre Verwaltungsbeamten als auch eingeführte schwarzafrikanische Sklaven dort reihenweise am Fieber und am mörderischen Klima verstarben.

Eine militärische Kampagne stieße also auf gewisse Herausforderungen. D. h. selbst wenn man von einem Durchmarsch ausgeht und wenn es keine äußeren Inkursionen gibt und es nach militärischen Gesichtspunkten nach Plan läuft, müsste man das Gebiet danach erschließen für eine Rohstoffausbeutung. Und wenn man sich nun anschaut, wie marode Venezuela derzeit dasteht und wie man dort selbst bestehende, vergleichsweise leicht zugängliche Ölquellen und Terminals aufgrund der sozialistischen Misswirtschaft verrotten lässt, so habe ich ärgste Zweifel, ob man im Dschungel Essequibos eine Ausbeutung der dort vermuteten Quellen bewältigen bzw. diese überhaupt erschließen könnte (was gewisse koordinierte, komplexere und teure Investitionen voraussetzt, die ich der aktuellen Führung in Caracas nicht zutraue).

Schneemann
@Schneemann,

prinzipiell hast Du schon Recht, aber die Frage ist ob ein militärischer Einmarsch nicht vielleicht etwas anders ablaufen würde. Vor der Küste Guyanas sind massive Erdölvorkommen entdeckt worden. In den letzten 4 Jahren ist die Wirtschaft dadurch regelrecht explodiert. Vom Armenhaus zu einer bereinigten pro Kopf Kaufkraftparität die aktuell schon auf dem Niveau Polens liegt und weiter massiv ansteigen wird. Zur Zeit sind keine fremden Militärs in Guyana stationiert, der Staat mit seiner lächerlichen Armee von knapp 4.000 Mann militärisch schutzlos. Vielleicht geht Manduros Plan eher in die Richtung an der Küste entlang nicht nur über Charity nach Anna Regina und dem dahinter liegenden Fluß vorzustoßen, sondern gleich weiter nach Georgetown Richtung Osten um den gesamten Küstenstreifen zu besetzen. Militärisch wäre so eine Operation wohl auch für Venezuela möglich, wenn sich keine dritte Machte einmischt. In Georgetown dann eine Marionettenregierung eingesetzt. Madurofans wird es dort sicher ausreichend geben und zu verteilen gibt es inzwischen auch genug Geld.
@lime
Zitat:Vor der Küste Guyanas sind massive Erdölvorkommen entdeckt worden.
Das ist korrekt, aber hierauf haben internationale Ölmultis bereits die Hände gelegt, allen voran auch ExxonMobil (Link: https://corporate.exxonmobil.com/locatio...broekBlock). Daran wird sich das Maduro-Regime (sehr wahrscheinlich) also nicht vergreifen. Denn wenn sie dies versuchen, dann wird es tatsächlich gewissen Gegenwind aus den USA geben.

Bleibt also die Ausbeutung des Inlandes und der inländischen Küstenregionen - da gibt es noch genug zu erschließen, nur muss man es eben erschließen (können und können wollen). Und dass die großen Ölmultis bislang nur vor der Küste ihre Dependancen errichtet haben, hat auch seinen Grund: Die Durchdringung des dschungelüberzogenen Festlandes, wo es bislang quasi keine Infrastruktur gibt, zur Exploration ist teurer und aufwändiger hinsichtlich von eben genau dieser Infrastruktur, als vor der Küste nach Öl zu bohren. Zumindest ist die Gewinnspanne höher. Ist also die Frage, was das Maduro-Regime in diesem Gebiet - und die Ansprüche reichen inländisch fast 250 km nach Süden - zu gewinnen sucht.

Schneemann
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