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Normale Version: BRICS Pläne zu neuer Weltwährung: Ernste Gefahr für den US-Dollar?
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Grundlage für die Fragestellung sind die angeblichen Pläne der BRICS-Staaten in naher Zukunft eine eigene Gold/Edelmetall gestützte Verrechnungswährung zu schaffen.

https://finanzmarktwelt.de/brics-gemeins...nz-270371/

Da die Auswirkungen sehr vielschichtig sein könnten will ich zum Anfang mal einen Punkt kurz beleuchten. Ein beträchtlicher Teil des Wohlstandes in den USA basiert auf der seid Jahrzehnten quasi dauerhaften negativen Handelsbilanz.

https://de.tradingeconomics.com/united-s...e-of-trade

Was erst einmal unglaublich klingt, da man als deutscher Exportweltmeister auf Wohlstand durch Exportüberschüsse gewohnt ist, wird erst auf den zweiten Blick deutlicher. Die USA haben es geschafft in den letzten 30 Jahren Waren im Wert von ca. 13 Billionen US-Dollar zu importieren, die der US-Gesellschaft zu Gute gekommen sind und diese quasi nur dadurch "bezahlt" in dem die Geldmenge des US-Dollars immer weiter erhöht wurde. Dies wurde im Endeffekt nur möglich durch die bisherige globale Dominanz des Dollars, welche weltweit Staaten und Banken dazu gezwungen hat Devisenreserven in Dollar in beträchtlicher Höhe aufzubauen. Sollte sich die BRICS-Währung als Handelswährung etablieren können würde dies automatisch dazu führen dass diese Dollarreserven Stück für Stück abgebaut werden. Die frei gewordenen Dollar fluten die Märkte und der Dollar wird aller Wahrscheinlichkeit nach über einen langen Zeitraum abwerten. Für die Importwirtschaft der USA wäre das ein herber Schlag und erst Recht für den allgemeinen Konsum in den USA. Hinzu kommt dass in der Folge die USA kaum noch genügend Staatsanleihen am freien Markt platzieren können wird, vom Verkaufsdruck bestehender Fremdhalter von Staatsanleihen mal ganz abgesehen, denn diese werden bei einer Abwertung des Dollars massiv an Wert einbüßen.
Indien hat sogar schon angefangen Öl in Yuan abzurechnen, von daher wäre eine solche Währung für alle diese Staaten hochinteressant und weitere würden aufspringen, beispielsweise kann ich mir gut vorstellen, dass der Iran auf der Stelle da ebenfalls mitmacht usw. Und entsprechend müssten die USA massiv dagegen vorgehen, aber auf welche Weise könnten sie das ?
Dieses Thema hatten wir übrigens schon öfters (etwa hier: https://www.forum-sicherheitspolitik.org...C3%A4hrung) und es wird immer und immer mal wieder aufgewärmt. Realistischer ist es dadurch in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten aber nicht geworden, allen Krisen und Kriegen und Schuldendiskussionen in den USA zum Trotz.

Schneemann
(12.07.2023, 14:23)Schneemann schrieb: [ -> ]Dieses Thema hatten wir übrigens schon öfters (etwa hier: https://www.forum-sicherheitspolitik.org...C3%A4hrung) und es wird immer und immer mal wieder aufgewärmt. Realistischer ist es dadurch in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten aber nicht geworden, allen Krisen und Kriegen und Schuldendiskussionen in den USA zum Trotz.

Schneemann

Es stimmt dass es bisher nur eine rein theoretische Diskussion war. Aber aktuell scheinen die Pläne dafür ja sehr weit fortgeschritten zu sein. Und global gesehen waren die Zeiten wohl noch nie so günstig für das BRICS Vorhaben wie jetzt.
Sehe das ähnlich wie Schneemann, die tatsächliche Gefahr für den Dollar hält sich meiner Meinung nach auf absehbare Zeit in Grenzen.

Ich mach's mir mal einfach:
Hier ein recht schlüssiger Artikel, weshalb ich das denke:

https://finanzmarktwelt.de/brics-waehrun...nz-266851/

Ist übrigens von der gleichen Redaktion wie dein erster Link im Eingangspost.
(12.07.2023, 18:11)Schlingel schrieb: [ -> ]Sehe das ähnlich wie Schneemann, die tatsächliche Gefahr für den Dollar hält sich meiner Meinung nach auf absehbare Zeit in Grenzen.
...
was den Dollar betrifft - da sind die USA mit zunehmendem "Isolationismus" nach meiner Überzeugung selbst dabei, diese Währungsvorherrschaft zu beenden. MAGA ist letztlich eine Ansage gegen die restliche Welt.
Es braucht dann nur noch entsprechend korrespondierende oder ergänzende Entwicklungen, um den Slogan im Ergebnis in in sein Gegenteil zu wandeln.
Hier https://www.forum-sicherheitspolitik.org...47&page=18 habe ich bereits dargelegt, dass sich "Lateinamerika" zunehmend u.a. auch an und nach China orientiert.
Das Thema wird nun unter einem anderen Gesichtswinkel von der NZZ erneut angesprochen:
Zitat:Lateinamerika orientiert sich immer mehr nach Peking und Moskau. Die Brics-Gruppe prüft nun, neue Länder aufzunehmen
Auf dem Kontinent findet ein heftiger Konkurrenzkampf um die Aufnahme in den Staatenverbund statt. Gute Aussichten haben Länder mit besonders wertvollen Rohstoffreserven.

....
wobei für mich am erläuterten Beispiel "Argentinien" deutlich wird, dass dieser Staatenbund mit zunehmender Expansion ebenfalls zunehmend an seinen eigenen internen Rivalitäten und Widersprüchen krankt.
(12.07.2023, 18:11)Schlingel schrieb: [ -> ]Sehe das ähnlich wie Schneemann, die tatsächliche Gefahr für den Dollar hält sich meiner Meinung nach auf absehbare Zeit in Grenzen.

Ich mach's mir mal einfach:
Hier ein recht schlüssiger Artikel, weshalb ich das denke:

https://finanzmarktwelt.de/brics-waehrun...nz-266851/

Ist übrigens von der gleichen Redaktion wie dein erster Link im Eingangspost.

Der Artikel geht völlig am Thema vorbei unter der Prämisse dass die Ersatzwährung an den Goldpreis gebunden würde, wie es ja eigentlich geplant ist.
Eine einheitliche Währung aller BRICs Staaten ist schon aufgrund deren unterschiedlicher Interessen schlicht illusorisch.
Wenn man die Frage untersucht, ob und ggf. welche Währung den US-Dollar als internationale Leitwährung (also speziell zum internationalen Zahlungsausgleich) ablösen kann, dann muss man zunächst einmal feststellen:

1.
Die "Goldbindung" ist - aus guten Gründen - seit rund 100 Jahren zunehmend vorbei. Damals wurde die "Goldmark" abgeschafft. Jahrzehnte später haben auch die USA die (längst faktisch obsolet gewordene) Bindung des US-Dollars an den Goldpreis abgeschafft.
2.
Eine Währung spiegelt heute die Wirtschaftskraft des "ausgebenden Staates" wieder. Je besser die Wirtschaftskraft, desto mehr Wert wird der entsprechenden Währung zugetraut.
Die Währung ist die durch die Wirtschafskraft eines Landes abgesicherte internationale Verrechnungs- oder Zahlungseinheit.

3.
Wenn man das berücksichtigt, dann hat der Euro aus der EU genauso das Potential, eine Weltleitwährung zu sein wie der US-Dollar.
Es gibt aber auch aufstrebende Staaten wie China, die mit steigender Wirtschaftskraft als Herausgeber einer "internationale Zahlungswährung" für den globalen Handel interessant werden.

Das Thema wird vor allem interessant, wenn die bisherige Leitwährung aufgrund einer negativen Wirtschaftsentwicklung an Wert verliert.
Bereits jetzt legen sich viele Staaten - auch zur Risikostreuung - einen ganzen "Währungskorb" zu.
Warum auch sollte man - z.B. - den Zahlungsverkehr zwischen den Euro-Ländern und China in US-$ und nicht ein € oder Yuan abwickeln?
Je intensiver der Zahlungsverkehr zwischen solchen Drittländern wird, desto mehr wird es auch Forderungen geben, den Zahlungsverkehr nicht über den US-$ sondern eine oder mehrere andere Währungen abzuwickeln.
Das wird vor allem gefördert, wenn ein Land seine "Monopolstellung" als internationaler Zahlungsabwickler nutzt, um solche Drittländer vom Zahlungsverkehr auszuschließen.