(01.02.2025, 01:40)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Im Prinzip propagierst du hochmobile Sturmgeschütze, welche entsprechend Feuerkraft für die mobile Kriegsführung bereit stellen. Das hat mMn folgende Problematik:
Mörser benötigen wie Artillerie auch immens viel Munition, die immens viel Platz und Gewicht einnimmt. Ein Gros des gesamten Regieaufwandes entfällt auf solche Munition. Wenn ich nun der Mischung aus verschiedenen Wirkmitteln / Munition auch noch Panzermörser beigebe, erhöht dies den logistischen Fußabdruck dieser vordringenden Verbände erheblich. Die dafür zur Verfügung stehende Feuerkraft kann aber problemlos auch von anderen Systemen, aus der Luft, von weiter weg (und auch das geht mit Mörsern) und insbesondere im LOS Bereich durch Kanonen sehr viel besser zur Verfügung gestellt werden.
Danke erstmal für deine Antwort ...
Ja, die Logistik ist in Bezug auf Mörsermunition ein Problem. Aber genau dann, wenn das ein Problem ist, dann operiere ich doch lieber in zugänglichem Gelände und nicht dort, wo der Nachschub auch wieder durch schwieriges Gelände muss.....
Zitat:Nun greifen wir mal die die "deutsche Besessenheit" von Bewegung, Blitzkrieg, Durchbruch, Explorierung und Umgehung auf. Alles schön und gut, aber der Panzer(un)geist erreicht bei der Bundeswehr inzwischen meiner Meinung nach bedenkliche Blüten, weil er sich viel zu sehr auf irgendwelches magisches Denken stützt, statt auf die Realität des stumpfen Kriegshandwerks. Irgendwie kollabiert auf magische Weise der Feind, wenn wir ihn einfach umgehen, durchbrechen und ins Hinterland vorstoßen, weil so ist das halt usw.
Natürlich kann man schwieriges Gelände "umfahren", aber dann hat man die feindlichen Einheiten welche dort stehen in Flanke und Rücken. Und diese können von dort aus dann beispielsweise mit Mörsern mit Munition hoher Reichweite die rückwärtigen Dienste angreifen, und kein "Panzerkeil" kommt noch vorwärts, wenn ihm die Logistikkette nach hinten weggeschossen wird.
Wir kämpfen ja nicht gegen Japaner. Also im Ernst, ich gehe bei Russen, die an die Front verdonnert werden um die NATO anzugreifen, jetzt nicht von besonders hoher Kampfmoral aus.
Zitat:Im übrigen bin ich keineswegs per se für Kette in Bezug auf Mörser, ganz im Gegenteil. Ich will ja gerade eben leichtere Systeme damit diese nicht auf Kette, sondern auf viel leichteren extrem geländegängigen Plattformen und insbesondere auch einfach zur Fuß transportiert werden können.
Die Kette nannte ich explizit in Bezug auf Panzermörser (!)
Nun zu deiner Idee, Radpanzer / Radfahrzeuge mit Wucht einzusetzen: dies wird nicht funktionieren. Man kann Radpanzer dafür einsetzen, einen Durchbruch zu explorieren, aber nicht sonderlich gut um ihn zu erzeugen und insbesondere sollte man sie nicht offensiv gegen schwere Verbände des Gegners setzen und auch nicht gegen ausgebaute Stellungen / Stellungssysteme. Das sind Truppen die offensiv gerade dies vermeiden müssen.
Ein Durchbruch setzt ja eine Verteidigungslinie voraus. Natürlich ist das nicht mein Konzept 2 Dutzend GTK Boxer auf feindliche Stellungen zurollen zu lassen. Eine Verteidigungslinie muss erst zusammengeschossen werden, aus der Luft, mit Artillerie, mit Mörsern. So, aber was dann? Durchbrechen, anhalten, sichern? Ist ja nicht effektiv.
Zudem geht es auch nicht darum tief in russisches Territorium einzudringen, sondern eher um die Rückeroberung von NATO-Gebiet. Da rechne ich nicht mit stark befestigten Verteidigungsanlagen. Und selbst mit großen Verbänden würde ich nicht rechnen, da ein Zusammenziehen von Kräften doch sehr leicht aufgeklärt und dementsprechend aus der Ferne bekämpft werden kann.
Daher sehe ich die Voraussetzungen wahrscheinlich schon als gegeben dafür, Radpanzer (Schützenpanzer, Luftabwehr) natürlich mit MGCS zusammen dazu einzusetzen in einem großen Gebiet schnell strategisch wichtige Punkte einzunehmen und zu sichern (bzw. natürlich hast du da Radpanzer dabei, sonst hätten wir Skyranger auf Pumafahrgestell ordern müssen).
Und im Kampf gegen kleine feindliche Gruppen ist ein direkt schießender Kampfpanzer halt keine Allzweckwaffe. Da hast du doch mal ein Wäldchen, da sind doch mal welche eingegraben, oder hinter der Kuppe, dann brauchst du Steilfeuer. So, und jetzt kannst du ja nicht einfach das Rohr vom Kampfpanzer anheben und hast dann Steilfeuer, dazu brauchts wie du auch schreibst ganz andere Munition, und du willst jetzt nicht wirklich Kampfpanzer mit Munition für Steilfeuer ausstatten, oder? Logistik?
Zitat:Meldet aber nun die Aufklärung wie du es schreibst feindliche Einheiten, so können dies auch aus der Luft, von Artillerie über größere Distanzen und andere Systeme mit Feuerkraft eingedeckt werden, dafür brauche ich keine Panzermörser vor Ort.
Aus der Luft? Also wenn ich weiß, da hinter der Kuppe ist ein feindlicher Panzer, ja dann kann ein Eurofighter eine Brimstone drauf abfeuern, und wenn sich da Infanterie eingegraben hat dann eben eine Bombe .... riecht für mich etwas nach teurem Overkill.
Artillerie wäre imho passender, allerdings nimmt die Zielgenauigkeit mit zunehmender Entfernung ab, und wenn die Granate neben dem Panzer einschlägt haben wir nicht viel gewonnen. Dann korrigiert man nach dem ersten Schuss, und dann vergeht bis zum eigentlich Treffer, wenn die Artillerie 10km weg ist, grob eine Minute reine Geschossflugzeit ... für relativ stationäre Ziele kein Problem, aber im Bewegungskrieg muss ich davon ausgehen, dass sich der Feind auch mal bewegt. Oder man verschießt natürlich gleich vier Schuss MRSI, dann treffen die Granaten auch nicht viel schneller ein, vergrößern dafür aber das Logistikproblem. Oder man nimmt zielsuchende Munition, die funktioniert aber nicht für jedes Ziel ....
Also ganz so einfach finde ich das nicht. Klar kann man immer Artillerie einsetzen, und auch schwieriges Gelände ist selten dermaßen ausgedehnt, dass eine RCH155 nicht jeden Punkt beschießen könnte, oder? Aus der Luft geht sowieso immer. Aber der Hauptpunkt, abgesehen von den oben skizzierten Schwierigkeiten, ist doch genau wie du sagst die Stückzahl. So, und natürlich kann ich auch einen Mörser auf einen Pickup montieren, aber das passt nun überhaupt nicht in unsere Doktrin, mit dem Pickup hinter den Panzern herzufahren.
By the way, ich hab nix zur Zielgenauigkeit vom Nemo gefunden, aber ich vermute, dass die nicht viel schlechter ist als die von vergleichbarer Artillerie.
Zitat: Wenn ich nun einem solchen Verband Mörser mitgeben will (was aus bestimmten Gründen Sinn machen kann, beispielsweise fürs Nebeln, für die Bekämpfung feindlicher Einheiten in der Verzögerung, für den Einsatz von zielsuchender Munition usw), dann müssen diese keine Panzermörser mit entsprechendem Regieaufwand sein, dann ist es sogar eher vorteilhafter, wenn sie leichter ausgelegt sind und auf leichteren Fahrzeugen agieren.
Solche Mörser unterstützen ein vordringendes Bataillon / Regiment auf Radpanzern ja nicht durch LOS Feuer (was die sinnfreiste Eigenheit des NEMO Systems ist) und nicht mit Wucht für irgendwelche Durchbrüche etc, sondern immer mit Abstand von ein paar Kilometern auf Distanz. Alles andere ist überhaupt nicht sinnvoll.
Ja, verstehe ich .... so, jetzt ist der Durchbruch geschafft und jetzt dringen wir auf feindliches Gebiet vor. Nach ein paar km Vordringen würden dann auch die nachrückenden Mörser ins neu eroberte Territorium vordringen. Findest du das echt nicht zu riskant, dem Bedienpersonal dort zu sagen, sie sollen aussteigen um den Mörser zu laden?
Dazu müsste man dann tatsächlich wie du sagst in großer Breite parallel vorrücken, was den Aufwand der Operation massiv erhöht, wozu man massiv mehr Truppen zusammenziehen muss (Verwundbarkeit), was dann auch jeden Überraschungseffekt zunichte macht, was in der Tiefe wegen unterschiedlicher Geschwindigkeiten gar nicht so fortzuführen ist (und man gibt dem Gegner mit der niedrigen Kampfmoral gar keine Gelegenheit sich zu ergeben) ....
Zitat:Im übrigen sind schwieriges Gelände und offenes Gelände kein Widerspruch in dem Sinn, dass ein Verband jeweils nur in einem von beidem operiert / vorhanden ist. Kann zumindest ein Teil des Verbandes auch schwieriges Gelände problemlos nutzen, ermöglicht dies eine größere Dislozierung der Einheiten und gerade eben diese größere Dislozierung ist ein erheblicher Vorteil, sie schafft sogar in manchen Fällen erst die notwendige Beweglichkeit, weil sie Raum frei macht.
Ebenso könnte man auch schwieriges Gelände so nutzen, um dadurch den Gegner zu umfahren und gerade eben dadurch zum Rückzug zu zwingen.
Verschiedene Geländeformen haben verschiedene Eigenheiten. Offenes Gelände bietet dem Verteidiger weniger Schutz, dafür ist auch der Angreifer sichtbar. Hier zählt also weniger der Überraschungseffekt, es ist alles kalkulierbarer, und der zahlenmäßig/technisch überlegene gewinnt. Wenn ich zahlenmäßig/technisch unterlegen bin, dann meide ich das offene Feld, weil ich dann im Wald oder in den Bergen bessere Chancen habe. Oder?
Auf NATO/Russland angewendet, heißt das doch, dass wir eher die Auseinandersetzung im offenen Gelände suchen müssen, und nicht versuchen sollten mit leichten Einheiten dem Feind mit Einkesselung zu drohen. Ganz davon abgesehen dass wie gesagt unsere Luftüberlegenheit uns nicht nützt wenn wir durch schwieriges Gelände stoßen wollen.
Zitat:Macht nun ein NEMO auf Patria Sinn für mittlere Kräfte auf Radpanzern ?! Das kann man meiner Meinung nach nicht so einfach mit ja / nein beantworten, da die Sache recht komplex ist und von vielen Faktoren abhängt. Insbesondere von der Frage der Doktrin und wie man gedenkt die mittleren Kräfte auf Radpanzern einzusetzen. Es kann sinnvoll sein, vorausgesetzt man hätte entsprechende Konzepte, andererseits ist die Ausrichtung der mittleren Kräfte eher defensiv (Infanterieschwerpunkt / Verzögerung / Verteidigung im Baltikum) und damit und auch aufgrund ihrer Strukturen haben wir es hier nicht mit richtiger Panzerkavallerie zu tun.
Ja nun, unsere aktuelle Doktrin berücksichtigt natürlich unsere aktuelle Ausstattung (ja, ich weiß, es sollte andersrum sein, aber .....). Mit dem, was wir haben, kann man natürlich nur rein defensiv denken, sprich den Russen aufhalten, bis der große Bruder übern Teich gekommen ist. Ich würde vermuten, dass die Bundeswehr eine andere Doktrin anstrebt, vielleicht so ähnlich wie es die Ukraine praktiziert: Teilweise die Russen aufhalten, aber teilweise auch Kräfte für Gegenoperationen parat haben.
Ich hoffe dass du mir da zustimmst, dass eine rein defensive Ausrichtung nicht das Ziel sein kann, weil es uns taktisch zu ausrechenbar macht und zu sehr dem russischen Konzept des Abnutzungskriegs in die Hände spielt.
Zitat:Entsprechend wäre eine infanteristischere Aufstellung der Mörser für die mittleren Kräfte auf Radpanzern spezifisch für die BW mMn sinnvoller.
Ganz beschließend: man überschätzt den Bewegungskrieg (so wie ihn zu viele verstehen) und man missversteht ihn als Konzept auch oft. Wenn ich aber dieses Konzept nutzen will, dann kommt es erst recht darauf an, möglichst viel Gelände simultan nutzen zu können, möglichst weit dislozieren zu können und eine möglichst geringe Signatur zu haben.
Wann wurde das mal so gemacht?
Kann ja wirklich gut sein, dass ich das Konzept überschätze, aber mir fällt kein Beispiel zu deinen Gelingensbedingungen ein.
Zitat:Und all dies liefert NEMO auf einem Patria eben nicht. Im heutigen Gefecht und in der Zukunft ist die Aufklärung und sind die Bekämpfungsmöglichkeiten durch Drohnen dergestalt, dass eine höhere Dislozierung der Fahrzeug erforderlich sein wird. Zwingend. [quote]
Und ich hätte das genau andersrum gesehen: Eben weil die Gefahr durch Drohnen besteht, brauch ich immer einen Skyranger in der Nähe von den Fahrzeugen, also muss ich die Fahrzeuge gruppieren.
Klar, außer man befindet sich im dichten Wald, aber auch da können sich Fahrzeuge gegenseitig schützen ...
[quote]
Das bedeutet aber, dass die Abstände / Entfernungen steigen und dass damit Mörser mit Standardmunition schnell an ihre Grenzen kommen von der effektiven Reichweite her. Daher müssen diese besonders querfeldeinbeweglich sein, zum einen um ausreichend nahe am Feind operieren zu können und möglichst viel Gelände nutzen zu können, zum anderen damit sie im Gelände möglichst verteilt werden können und den Platz für entsprechende Stellungswechsel haben.
Besonders querfeldeinbeweglich, um auf 6-10km an den Feind ranzukommen? Also ich weiß nicht wo du wohnst, aber wo ich wohne gibt es keinen Punkt, der weiter als 3km von einer asphaltierten Straße entfernt ist. Und dann gibt's noch Feld- und Waldwege, diese eingeschlossen ist kein Punkt weiter als 500m von einem Weg entfernt, außer es ist Munitionsverdachtsfläche oder Braunkohletagebau. Klar, das ist in Finnland sicher anders, aber auch in Polen und im Baltikum würde ich ein ausreichend ausgebautes Wegenetz vermuten. Und ich sehe jetzt nicht wieso ein Stellungswechsel schwierig sein soll wenn man sich auf Straßen oder Feld-/Waldwegen bewegt. In der Ukraine bewegen sich selbst Kettenfahrzeuge die allermeiste Zeit auf Wegen ....