13.04.2022, 23:01
I SURVIVAL
Seit etlichen Monaten habe ich schon vor etwas über die Survival-Videos der Bundeswehr zu schreiben, nachdem ich von einigen jungen Kameraden vernommen habe, dass das gezeigte ja ach so toll und super ist - nun denn:
https://www.youtube.com/watch?v=9cz95nfFLdQ&t=43s
Mit diesen 5 Methoden überlebst du in der Wildnis
In der Vorstellung wird folgendes genannt:
1. Wie mache ich Feuer? 2. Wie baue ich mir ein Versteck? 3. Wie gewinne ich Wasser wenn die Vorräte zur Neige gehen? 4. Eigene Fische fangen und zubereiten.
Alsooo, dass sind schon mal keine 5 Methoden.
Im Text unter dem Video wird gelistet:
00:01 Das lernst du beim SERE-Training 00:43 Tipps fürs Feuer machen 02:01 So baust du geheime Verstecke 02:47 So gewinnst du sauberes Trinkwasser 03:39 Teilnehmer*innen schlagen sich durch 04:20 Totale Erschöpfung und kein Schlaf 04:57 Betäuben, Töten, Ausnehmen – so bereitest du Fische selber zu 06:43 Wichtige Signale, um gerettet zu werden
Und das sind auch keine 5 Methoden.
Wie soll man da also anfangen? Wir haben hier also ein Video über 5 Methoden, aber weder in der mündlichen noch in der schriftlichen Darstellung werden 5 Methoden genannt. Wie dem auch sei:
Zitat: „Letztendlich lerne ich hier, man kriegt die Skills beigebracht wenn ich bei einer Operation versprengt werde um mich dann letztendlich durchschlagen zu können und letztendlich auch zu überleben.“
Geht es nun um Überleben in der Wildnis wie der Titel impliziert oder geht es darum durchzukommen wenn man versprengt wurde wie es der Ausbildungsleiter wortwörtlich sagt? Den beides kann höchst verschieden sein.
Überleben und Durchkommen sind teilweise so verschieden, dass die dafür notwendigen Methoden zu unterschiedlich sind um sie für beide Bereiche einfach übertragen zu können. Nur mal als ein Beispiel: was wenn man in einem urbanen Ballungsraum versprengt wurde? Oder in einer Wüste anstelle des hier gezeigten mitteleuropäischen Hainsimsen-Buchenwaldes? Aber selbst in einem solchen sind Überleben und Durchschlagen in Richtung eigener Kräfte einfach nicht deckungsgleich.
Aber bevor man mir jetzt Haarspalterei vorwirft: gehen wir also mal davon aus, dass wir in einem mitteleuropäischen Hainsimsen-Buchen-Wald von erheblicher (ausreichender) Ausdehnung versprengt wurden, denn rein theoretisch wäre das in Ostpolen bei einem russischen Angriff tatsächlich denkbar. Denn ansonsten fängt das ganze ja schon genau genommen mit einem höchst unpräzisen Gewurschtel ohne jeden Sinn und Verstand an, weil einfach jeder Kontext fehlt !
Gehen wir einmal die Reihenfolge selbst an:
Feuer – Versteck – Trinkwasser – Durchschlagen – Erschöpfung / Schlafmangel – Fische zubereiten – Signale um gerettet zu werden
Unter der Annahme dass wir versprengt wurden ist Feuer in keinster Weise das wichtigste, und in den meisten Fällen kontraproduktiv. Eine korrekte Reihenfolge wäre:
Durchschlagen – trinkbare Flüssigkeiten – Erschöpfung / Schlafmangel – Verstecke (spezifischer Deckung vor Feind und Umwelt) – Signale (um Kontakt mit den eigenen Kräften aufzunehmen) – Feuer – Fische (als letztes weil vollkommen irrelevanter Schwachsinn)
Wenn man versprengt wurde muss man zuvorderst mal von da wo man ist zu einem Ziel. Item ist Orientierung und Bewegung im Gelände elementar, dazu gehört in einem Atemzug Tarnung. Dem folgend benötigt man trinkbare Flüssigkeiten, selbst wenn es sich nur um eine kurze Sache handeln sollte, dem folgend werden Erschöpfung, Schlafmangel und die Frage wie man sich vor feindlicher Aufklärung und den Umweltbedingungen schützt relevant. Signale sind dann schon nicht mehr so wichtig, allenfalls damit man nicht von eigenen Kräften über den Haufen geschossen wird, kommt man doch aus Richtung des Feindes, Feuer ist nur unter sehr spezifischen Umständen relevant und Fische bringen so wenig Energie, dass es sich nicht lohnt überhaupt die Zeit aufzuwenden sie zu fangen und zuzubereiten, nochmal abgesehen davon, dass dies vielen der relevanteren Bereiche völlig zuwieder läuft.
Aber bleiben wir bei der Reihenfolge des Filmchens, auch wenn diese falsch ist und daher beim Betrachter eine Fehleinschätzung bezüglich der Prioritäten erzeugt:
Feuer (ab 00:46) – und erneut muss man hier die Frage stellen – in der Natur oder in einem militärischen Szenario?! Dessen ungeachtet: Wieder ist die Reihenfolge verdächtig: Wärme zu erhalten, Nahrung zuzubereiten, Wasser abzukochen. Das relevanteste wäre hier in Wahrheit Wasser, dem erst folgt die Erhaltung der Körperwärme und Nahrung ist demgegenüber fast irrelevant.
Anbei: 00:51 während also der Soldat feine Ästchen auf die mit Vaseline vorbehandelte Watte legt, liegt sein Sturmgewehr einfach neben ihm im Dreck, mit der Mündung im Laub.....Aber was ein Glück dass er zumindest Vaselingetränkte Watte dabei hat …..
Mal abgesehen von der völlig ungeeigneten Anlage der Nicht-Feuerstelle fängt man also an Hilfsmittel für das Feuermachen aufzuzählen. Harze, Feuersteine oder Tampons. Inwiefern Feuersteine nun die Flammen befördern sei mal dahin gestellt, den sie sind kein Zunder, aber auch dessen ungeachtet: welch ein Glück Tampons dabei zu haben, wenn man schon in einem Krieg in der Waldwildnis Ostpolens versprengt wurde..... Absurdistan !
Feuerbesen (1:03): ist in Ordnung, aber wieder werden O.B. und Watte genannt. Haben die weiblichen Kameraden die da hoffentlich dabei sind doch mal einen Sinn !? Mal ernsthaft: wenn man Feuer machen will, dann findet man alles dazu unter jeden Bedingungen im Wald selbst. Und je aufwendiger etwas konstruiert wird und je mehr Vorbedingungen es hat, desto problematischer wird es. Selbst ein Feuerbesen ist im Prinzip unnötig, ist nur eine Spielerei die lediglich Zeit kostet und genau das hat man hier nicht: Zeit.
Jede Art von Überlegungen und Schlußfolgerungen unter solchen Bedingungen ist vor allem anderen eine Abwägung von Zeitverbrauch / Wasserverbrauch / Wärmeverbrauch / Kalorienverbrauch – in genau dieser Reihenfolge. Alles also was unnötig Zeit kostet ist daher falsch. Bevor der auch nur sein Feuerbündel fertig gebastelt hätte, würde ich mein Feuer schon brennen haben, unter jedweden Bedingungen. Trockene Blätter und Papier sind im übrigen auch nicht gerade optimal als Zunder, da gibt es im Wald durchaus sinnvolleres.
Im Hintergrund sah man beispielsweise einige Kiefern mit abgestorbenen Ästen, welche angesichts der offenkundig trockenen Verhältnisse sehr leicht als Anzündmaterial zurecht gemacht werden können. Abgestorbenes trockenes Gras und anderes vergleichbares Pflanzenmaterial ist nun ebenfalls deutlich besser als trockene Blätter, denn diese liegen in jedem Fall auf dem Boden und sind daher immer im Vergleich etwas feuchter und haben einen schlechteren Brennwert als Material welches vom Boden absteht und im Idealfall ringsherum Luft aufweist.
Auch amüsant wie der Feuerbesen mit einem Paracord zusammen gebunden ist. Wenn man wertvolles Paracord schon so verschwenden will, dann sollte man zumindest die dünneren Schnüre in der Hülle heraus ziehen und diese verwenden. So spart man deutlich Material. Und warum man es überhaupt binden muss entschließt sich auch nicht.
1:29 Materialien die glimmen:
Getrocknete Baumpilze, Feuerschwämme et al. Natürlich ideal, aber hier muss ich mal die Frage aufwerfen, wozu? Die haben erkennbar im Film Magnesium-Feuerstarter, Feuerstahl, Watte mit Vaseline, O.B., Tampoons, Papier aber sie benötigen Feuerschwamm um damit Glut zu transportieren? Wozu?
1:58 Das Stück um die 20 Minuten:
Nehmen wir also mal an es ginge nicht anders. Dann benötigen wir für eine Marschstrecke von 3 Stunden nicht weniger als 9 solche Stücke, also mindestens mal 3 mittelgroße Baumpilze. Und dann? Kann man dann überhaupt risikofrei ein Feuer machen? Oder verrrät man damit seine Stellung? Benötigt man dann im neuen Versteck nicht weitere Feuerschwämme um die Glut aufrecht zu erhalten? Wieviele also sollte man zur Sicherheit „ernten“? 10 ? 15 ? Wachsen die überhaupt da wo man ist? Sind sie ausreichend trocken oder muss man sie erst trocknen (den die im Film verwendeten Pilze sind NICHT frisch, sie wurden erkennbar getrocknet. Und verrät man nicht durch die Spuren seine Präsenz, den das Abnehmen von solchen Pilzen sieht man quer durch den Wald da die Rinde entsprechend beeinträchtigt wurde. Usw
2:05 Ruhepausen – Verstecke und Schlafplätze
Wohl wahr, man benötigt zwingend Ruhepausen und tatsächlich strengen sich die meisten bei Durchschlageübungen zu viel an. Ich war schon wiederholt bei so was damit erfolgreicher deutlich langsamer zu sein als die anderen. Und was wird uns da aber im Film präsentiert? Aufgespannte Tarps / Zeltplanen / Ponchos in Lean-To Form mit Feuer davor und oben trocken die Socken …..
Das zieht eher Feinde an den als Versteck zu dienen. Es dient auch nicht der Erholung, kostet es doch Energie überhaupt eine so elaborierte Unterkunft zu errichten.
2:17 Bewegung nur Dämmerung und Nachts – Tagsüber im Versteck
Das kann man heute geradewegs umdrehen. Den heute bieten Thermalsichtgeräte und der höhere Temperaturunterschied zwischen Körper und Umgebung des Nachts dem Feind eher einen Vorteil. Dazu kommt noch, dass man sich Nachts nicht so schnell bewegen kann, viel mehr Krach produziert und selbst in seiner Wahrnehmung erheblich eingeschränkt wird. Entsprechend sollte man sich eher Tagsüber bewegen und Nachts ruhen, was zugleich wesentlich erholsamer ist und die eigenen Ressourcen schont. Auch die Orientierung ist nächtens deutlich schwieriger etc
Der Ausbilder nennt im weiteren die Tarnung korrekt als wesentlichen Aspekt, die gezeigten Notunterkünfte sind aber entweder dahingehend sehr schlecht angelegt, oder sie wurden künstlich abgetarnt (Zeit- und Energieaufwand!) Und während man bei 2:39 ein Tarp mit Nadelbaumzweigen in einem Laubwaldabschnitt abgetarnt hat leuchtet daneben die silberfarbene Alu-Rettungsdecke. Und wenn man denkt absurder geht es nicht mehr:
Trinkwasser (ab 2:48):
Filtern von Wasser (was für Wasser ?!) mittels Dreieckstüchern um Grob zu filtern (FÜR WAS ??) ….. und das Auffangen von Birkensaft mit dem Essgeschirr. Was soll ich dazu überhaupt noch schreiben ?! Einen Nagel also in den Stamm (Gott Sei Dank haben wir immer Nägel dabei) und schon fließt der Birkensaft – oder auch nicht......
Und die eineinhalb Schlücke im Essgeschirr sollen also was genau bringen? Das reicht ja nicht mal für irgendwas.
Zweifelsohne: Oberflächenwasser kann einen krank machen (Parasiten, Krankheitserreger, Durchfall, Erbrechen etc.) Entsprechend muss man das Wasser desinfizieren oder man muss es in Kauf nehmen, den die genannten Krankheiten brechen nicht sofort aus, sondern erst nach einiger Zeit. Man kann also – je nach den Umständen – dass bewusst riskieren einfach so Oberflächenwasser zu trinken, um dadurch noch genau so lange durchzuhalten wie dies für die Rückkehr zu den eigenen Linien erforderlich ist. Für ein längeres Szenario wiederum benötigt man eine zuverlässige Wasserquelle in ausreichender Quantität ! Und seine Zeit sollte man nicht auf absurde und nichts bringende „Filteranlagen“ verschwenden, sondern darauf eine solche quantiativ ausreichende Quelle ausfindig zu machen.
3:21: Drei Liter für grob zwei Nächte
also 1,5 Liter pro Tag. Das ist bei körperlicher Anstrengung unzureichend. Entsprechend muss man die körperliche Anstrengung reduzieren – oder wie schon erwähnt eine quantiativ ausreichende Wasserquelle finden und dann überlegen ob und wie man diese nutzt – also mit Abkochen (oder Wassserentkeimungstabletten oder Life Straw oder oder - oder Ohne Alles um dann zeitnah die eigenen Linien zu erreichen. Hat man Zeit, dann geht am Abkochen kein Weg vorbei.
3:29 Wasser rationieren
Unfug. Jede Art der Rationierung von Wasser ist falsch. Stattdessen sollte man ausreichend trinken, und wenn dann die Gesamtmenge nicht auf die Gesamtzeit reicht muss man sich halt etwas anderes überlegen. Wasser im Körper ist immer besser als Wasser in der Trinkflasche, gerade bei Stress und körperlicher Anstrengung.
Kleiner Einschub:
Man beachte bei 3:31 wie das Gesicht des gezeigten Soldaten getarnt ist, ihre Hände und ihr Nacken aber nicht.
3:42 Gepäck:
30 kg Gepäck. Allein schon in dieser Gewichtsangabe zeigt sich alles was nur falsch sein kann. Eines der ersten Dinge die man tun sollte ist sich von allem Gewicht zu befreien. Beispielsweise habe ich schon mehrfach bei solchen Übungen einfach alle abgehängt und die Ausbilder / Gegner bereits in ihren Abfangstellungen „überrundet“ einfach indem ich alles zurück gelassen habe und befreit von dem ganzen Gerümpel die 30 km in 3 ½ Stunden zurücklegte. Dann machte ich erstmal ein Schläfchen während die „hinter mir“ darauf warteten dass wir da entlang kommen wo sie schon auf der Lauer lagen. Ist natürlich nur anekdotische Evidenz, aber ich will hier auf ein bestimmtes Prinzip hinaus.
Weg mit allem was nur möglich ist und dann nochmal die Hälfte davon weg und dann ist es immer noch zu viel!
4:05 Wahl der Route
„Nicht zu tief in den Wald hinein – entlang der Waldränder, weil wir müssen irgendwie noch den Überblick der Karte ….bla bla bla“
Was soll ich da noch schreiben?! Gerade entlang der Waldränder wird man am ehesten aufgeklärt werden, noch eher als auf einer Hauptstraße, weil die eigene Bewegung vor dem Waldrand stark auffällig ist und genau solche Linien vom Gegner abgestellt werden, weil sie perfekt für die Überwachung großer Geländeabschnitte geeignet sind.
Und wie kann man sich im Wald in Europa verirren? Richtung und Ziel sollten klar sein, item findet man dieses auch quer durch den Wald.
4:14 Marschstrecke
„Für die knapp 20 km Fußmarsch sind die Trupps bis in die Nacht unterwegs....“
LÄCHERLICH ! Ich kann selbst hier und heute noch die 20 km querfeldein in maximal vier Stunden machen, ungeachtet des Geländes. Und in dem gezeigten Gelände wäre ich in drei Stunden im Ziel. Und das durchaus auch mit Gepäck. Für die gezeigten Kameraden wäre es am sinnvollsten den lächerlich überladenen Rucksack siehe 4:17 wegzuwerfen und stattdessen Strecke zu machen.
4:22 ff Lager / Nacht
Und was sehen wir hier: einen Hackstock ! (allen ernstes), eine Hart Verhau um das Lager herum (zur Tarnung?), Gesicht getarnt und Hände weiter ungetarnt, eine ausgehobene Feuerstelle, aufgspannte Tarps obwohl es offenkundig nicht geregnet hat und dem irrwitzten Versuch mit dem Essgeschirr sich über dem Feuer etwas zu kochen.....
ALSooooooo
Zum Hackstock äußere ich mich mal überhaupt nicht. Statt einem solchen Verhau hätte man mit weniger abgehacktem Gemüse (Signatur!) sich eine Bodenunterlage bauen könnten um dann das Tarp wie eine Decke zu verwenden mit weiterem Gemüse direkt darauf (besser getarnt, wärmer, weniger arbeitsintensiv), Zudem ist es grundfalsch dass alle nebeneinander lagern. Stattdessen muss man die ganzen Einzel-Lager räumlich getrennt voneinander anlegen. Oder wenn man zusammen schlafen will, dann am besten so dass alle mit dem Kopf zusammen liegen und die Füße nach außen in einem Kreis, dann hat das ganze wenigstens einen taktischen Sinn.
Gegen Hunger und Durst kann man übrigens fortwährend während des Marsches die unzähligen Knospen an den Bäumen und bestimmte wildlebene Pflanzen essen, was zugleich den Speichefluss anregt und das Durstgefühl reduziert. Feuerstelle verrät nur die eigene Position und bringt nichts.
4:44 Elektrolyte
Endlich mal ein sinnvollerer Kommentar. Ständig Flüssigkeiten reinkippen kostet Salz (im weiteren Sinne) kann man dieses nicht ersetzen knickt man ein. Durch ständiges einsammeln, kauen und schlucken von essbaren Pflanzen während des Marsches kann man hier der beschriebenen Problematik deutlich entgegen wirken (oder man ist pervers veranlagt wie ein Kumpel von mir der am Ende des Tages Socken und T-Shirt mit Wasser tränkt, auswringt und die Brühe dann wieder säuft....). Aber auch das ständige Einsammeln und Kauen und Verdauen will geübt sein. Die meisten Stadtkinderlein welche ich da kennen lernen durfte bekamen davon ordentlich Bauchschmerzen und/oder Durchfall.
Auf jeden Fall ein sehr wichtiger Punkt ! Genau so wie man zu wenig trinken kann, kann das auch zu viel sein, so dass man Unmengen an Elektrolyten dadurch verliert. Das Feinzusteuern ist bei jedem Körper anders und muss durch praktische Übung herausgefunden und eingeübt werden.
Und um noch mal den wichtigsten Punkt aufzuwerfen: 30 kg Gepäck sind in diesem Kontext das wahre Problem. Weg mit dem Gewicht – schon wird das Wasser deutlich weniger ein Problem.
4:51 Schlafmangel
Ein bis zwei Stunden Schlaf sind viel zu wenig. Das Schlafen draußen im Wald unter unbequemen Bedingungen will auch geübt sein. Das ist etwas was man erlernen kann.
5:02 Nahrung in der Wildnis
Und wenig könnte weniger geeignet sein als Fische. Um durch Forellen seinen Energiebedarf zu decken benötigt man mehrere Kilogramm pro Tag. Dem steht der Aufwand an Zeit und Energie entgegen, welchen ich für den Fischfang und dessen Aufbereitung verwenden muss. Kurz und einfach: Fische fangen macht überhaupt gar keinen Sinn in dieser Situation.
06:13 Zubereitung der Fische
Und dann gleitet es wieder ins völlige Absurdistan ab: die Fische werden also in Klopapier eingewickelt – in Klopapier. Wir haben also keine sinnvolle Notnahrung in Form von Energieriegeln und einem Glas Erdnussbutter dabei, aber wir haben Klopapier für die Fische …..
Aber mal eine Spur ernsthafter: Da man ja Essgeschirr hat (sieh weiter oben), müssen die Fische gekocht werden. Sie in der Glut zuzubereiten oder gar zu braten ist Unsinn. Man muss sie in Wasser zur Fischsuppe kochen und zwar mit allem.
6:56 Boden-Boden und Boden-Luftsignale
Nett, aber in der Realität zieht das eher feindliche Kräfte an den die eigenen. Und gerade die gezeigten Signale sind hier besonders untauglich in diesem Kontext.
7:08 GTAS (Ground to Air Signal)
Ohne Worte – weil völlig ohne jeden Kontext. Aber allein schon das Denglisch ist mal wieder besonders sinnbefreites Buzzwordbingo.
7:44 Solche Ausrüstung also, aber sie haben es nötig Rauchsignale zu werfen um damit die Evakuierung dem Feind zu verraten. Die simple Wahrheit ist: wenn ich keinen Funkkontakt zu eigenen Herstellen kann, dann muss ich irgendwie auf die eigenen Linien zurück. Aber stattdessen Rauchsignale etc zu setzen oder Bodensignale zu bauen kostet erneut einfach nur Zeit ohne Nutzen und in den meisten Fällen auch einfach nur einem Schaden. Relevant sind stattdessen Prozedere wie man überhaupt wieder in die eigenen Reihen zurück findet (Feuer durch Eigene).
Fortsetzung folgt, da es ja eine ganze Serie ist.
Aber was ist nun hier überhaupt meine Zielsetzung? Ich bin halt einfach gelinde gesagt etwas enerviert darob der absurd schlechten Darstellung dieses Komplexes durch die Bundeswehr. Sollte dies tatsächlich das aktuelle Ausbildungs-Niveau sein (was es zu meiner Zeit nicht war!), dann wäre das Fatal. Zudem will ich anderen an dieser Thematik interessierten vielleicht ein paar Gedankenanstöße oder Diskussionspunkte dazu bieten.
Den ich halte diese ganze Thematik für äußerst bedeutsam, gerade in Bezug auf den modernen Krieg und die Soldaten wie sie heute so querschnittlich bei diesen Fähigkeiten aufgestellt sind für sehr benachteiligt.
Beschließend möchte ich noch betonen, dass meine Kritik an der Sache keine persönliche Kritik an den Kameraden ist, die diesen Schwachsinn so und nicht anders ausbilden müssen, den diese sind (wie ich aus eigener Anschauung weiß) auch nur Handpuppen der Füührung, welche ja alles besser weiß.
Fortsetzung folgt.
Seit etlichen Monaten habe ich schon vor etwas über die Survival-Videos der Bundeswehr zu schreiben, nachdem ich von einigen jungen Kameraden vernommen habe, dass das gezeigte ja ach so toll und super ist - nun denn:
https://www.youtube.com/watch?v=9cz95nfFLdQ&t=43s
Mit diesen 5 Methoden überlebst du in der Wildnis
In der Vorstellung wird folgendes genannt:
1. Wie mache ich Feuer? 2. Wie baue ich mir ein Versteck? 3. Wie gewinne ich Wasser wenn die Vorräte zur Neige gehen? 4. Eigene Fische fangen und zubereiten.
Alsooo, dass sind schon mal keine 5 Methoden.
Im Text unter dem Video wird gelistet:
00:01 Das lernst du beim SERE-Training 00:43 Tipps fürs Feuer machen 02:01 So baust du geheime Verstecke 02:47 So gewinnst du sauberes Trinkwasser 03:39 Teilnehmer*innen schlagen sich durch 04:20 Totale Erschöpfung und kein Schlaf 04:57 Betäuben, Töten, Ausnehmen – so bereitest du Fische selber zu 06:43 Wichtige Signale, um gerettet zu werden
Und das sind auch keine 5 Methoden.
Wie soll man da also anfangen? Wir haben hier also ein Video über 5 Methoden, aber weder in der mündlichen noch in der schriftlichen Darstellung werden 5 Methoden genannt. Wie dem auch sei:
Zitat: „Letztendlich lerne ich hier, man kriegt die Skills beigebracht wenn ich bei einer Operation versprengt werde um mich dann letztendlich durchschlagen zu können und letztendlich auch zu überleben.“
Geht es nun um Überleben in der Wildnis wie der Titel impliziert oder geht es darum durchzukommen wenn man versprengt wurde wie es der Ausbildungsleiter wortwörtlich sagt? Den beides kann höchst verschieden sein.
Überleben und Durchkommen sind teilweise so verschieden, dass die dafür notwendigen Methoden zu unterschiedlich sind um sie für beide Bereiche einfach übertragen zu können. Nur mal als ein Beispiel: was wenn man in einem urbanen Ballungsraum versprengt wurde? Oder in einer Wüste anstelle des hier gezeigten mitteleuropäischen Hainsimsen-Buchenwaldes? Aber selbst in einem solchen sind Überleben und Durchschlagen in Richtung eigener Kräfte einfach nicht deckungsgleich.
Aber bevor man mir jetzt Haarspalterei vorwirft: gehen wir also mal davon aus, dass wir in einem mitteleuropäischen Hainsimsen-Buchen-Wald von erheblicher (ausreichender) Ausdehnung versprengt wurden, denn rein theoretisch wäre das in Ostpolen bei einem russischen Angriff tatsächlich denkbar. Denn ansonsten fängt das ganze ja schon genau genommen mit einem höchst unpräzisen Gewurschtel ohne jeden Sinn und Verstand an, weil einfach jeder Kontext fehlt !
Gehen wir einmal die Reihenfolge selbst an:
Feuer – Versteck – Trinkwasser – Durchschlagen – Erschöpfung / Schlafmangel – Fische zubereiten – Signale um gerettet zu werden
Unter der Annahme dass wir versprengt wurden ist Feuer in keinster Weise das wichtigste, und in den meisten Fällen kontraproduktiv. Eine korrekte Reihenfolge wäre:
Durchschlagen – trinkbare Flüssigkeiten – Erschöpfung / Schlafmangel – Verstecke (spezifischer Deckung vor Feind und Umwelt) – Signale (um Kontakt mit den eigenen Kräften aufzunehmen) – Feuer – Fische (als letztes weil vollkommen irrelevanter Schwachsinn)
Wenn man versprengt wurde muss man zuvorderst mal von da wo man ist zu einem Ziel. Item ist Orientierung und Bewegung im Gelände elementar, dazu gehört in einem Atemzug Tarnung. Dem folgend benötigt man trinkbare Flüssigkeiten, selbst wenn es sich nur um eine kurze Sache handeln sollte, dem folgend werden Erschöpfung, Schlafmangel und die Frage wie man sich vor feindlicher Aufklärung und den Umweltbedingungen schützt relevant. Signale sind dann schon nicht mehr so wichtig, allenfalls damit man nicht von eigenen Kräften über den Haufen geschossen wird, kommt man doch aus Richtung des Feindes, Feuer ist nur unter sehr spezifischen Umständen relevant und Fische bringen so wenig Energie, dass es sich nicht lohnt überhaupt die Zeit aufzuwenden sie zu fangen und zuzubereiten, nochmal abgesehen davon, dass dies vielen der relevanteren Bereiche völlig zuwieder läuft.
Aber bleiben wir bei der Reihenfolge des Filmchens, auch wenn diese falsch ist und daher beim Betrachter eine Fehleinschätzung bezüglich der Prioritäten erzeugt:
Feuer (ab 00:46) – und erneut muss man hier die Frage stellen – in der Natur oder in einem militärischen Szenario?! Dessen ungeachtet: Wieder ist die Reihenfolge verdächtig: Wärme zu erhalten, Nahrung zuzubereiten, Wasser abzukochen. Das relevanteste wäre hier in Wahrheit Wasser, dem erst folgt die Erhaltung der Körperwärme und Nahrung ist demgegenüber fast irrelevant.
Anbei: 00:51 während also der Soldat feine Ästchen auf die mit Vaseline vorbehandelte Watte legt, liegt sein Sturmgewehr einfach neben ihm im Dreck, mit der Mündung im Laub.....Aber was ein Glück dass er zumindest Vaselingetränkte Watte dabei hat …..
Mal abgesehen von der völlig ungeeigneten Anlage der Nicht-Feuerstelle fängt man also an Hilfsmittel für das Feuermachen aufzuzählen. Harze, Feuersteine oder Tampons. Inwiefern Feuersteine nun die Flammen befördern sei mal dahin gestellt, den sie sind kein Zunder, aber auch dessen ungeachtet: welch ein Glück Tampons dabei zu haben, wenn man schon in einem Krieg in der Waldwildnis Ostpolens versprengt wurde..... Absurdistan !
Feuerbesen (1:03): ist in Ordnung, aber wieder werden O.B. und Watte genannt. Haben die weiblichen Kameraden die da hoffentlich dabei sind doch mal einen Sinn !? Mal ernsthaft: wenn man Feuer machen will, dann findet man alles dazu unter jeden Bedingungen im Wald selbst. Und je aufwendiger etwas konstruiert wird und je mehr Vorbedingungen es hat, desto problematischer wird es. Selbst ein Feuerbesen ist im Prinzip unnötig, ist nur eine Spielerei die lediglich Zeit kostet und genau das hat man hier nicht: Zeit.
Jede Art von Überlegungen und Schlußfolgerungen unter solchen Bedingungen ist vor allem anderen eine Abwägung von Zeitverbrauch / Wasserverbrauch / Wärmeverbrauch / Kalorienverbrauch – in genau dieser Reihenfolge. Alles also was unnötig Zeit kostet ist daher falsch. Bevor der auch nur sein Feuerbündel fertig gebastelt hätte, würde ich mein Feuer schon brennen haben, unter jedweden Bedingungen. Trockene Blätter und Papier sind im übrigen auch nicht gerade optimal als Zunder, da gibt es im Wald durchaus sinnvolleres.
Im Hintergrund sah man beispielsweise einige Kiefern mit abgestorbenen Ästen, welche angesichts der offenkundig trockenen Verhältnisse sehr leicht als Anzündmaterial zurecht gemacht werden können. Abgestorbenes trockenes Gras und anderes vergleichbares Pflanzenmaterial ist nun ebenfalls deutlich besser als trockene Blätter, denn diese liegen in jedem Fall auf dem Boden und sind daher immer im Vergleich etwas feuchter und haben einen schlechteren Brennwert als Material welches vom Boden absteht und im Idealfall ringsherum Luft aufweist.
Auch amüsant wie der Feuerbesen mit einem Paracord zusammen gebunden ist. Wenn man wertvolles Paracord schon so verschwenden will, dann sollte man zumindest die dünneren Schnüre in der Hülle heraus ziehen und diese verwenden. So spart man deutlich Material. Und warum man es überhaupt binden muss entschließt sich auch nicht.
1:29 Materialien die glimmen:
Getrocknete Baumpilze, Feuerschwämme et al. Natürlich ideal, aber hier muss ich mal die Frage aufwerfen, wozu? Die haben erkennbar im Film Magnesium-Feuerstarter, Feuerstahl, Watte mit Vaseline, O.B., Tampoons, Papier aber sie benötigen Feuerschwamm um damit Glut zu transportieren? Wozu?
1:58 Das Stück um die 20 Minuten:
Nehmen wir also mal an es ginge nicht anders. Dann benötigen wir für eine Marschstrecke von 3 Stunden nicht weniger als 9 solche Stücke, also mindestens mal 3 mittelgroße Baumpilze. Und dann? Kann man dann überhaupt risikofrei ein Feuer machen? Oder verrrät man damit seine Stellung? Benötigt man dann im neuen Versteck nicht weitere Feuerschwämme um die Glut aufrecht zu erhalten? Wieviele also sollte man zur Sicherheit „ernten“? 10 ? 15 ? Wachsen die überhaupt da wo man ist? Sind sie ausreichend trocken oder muss man sie erst trocknen (den die im Film verwendeten Pilze sind NICHT frisch, sie wurden erkennbar getrocknet. Und verrät man nicht durch die Spuren seine Präsenz, den das Abnehmen von solchen Pilzen sieht man quer durch den Wald da die Rinde entsprechend beeinträchtigt wurde. Usw
2:05 Ruhepausen – Verstecke und Schlafplätze
Wohl wahr, man benötigt zwingend Ruhepausen und tatsächlich strengen sich die meisten bei Durchschlageübungen zu viel an. Ich war schon wiederholt bei so was damit erfolgreicher deutlich langsamer zu sein als die anderen. Und was wird uns da aber im Film präsentiert? Aufgespannte Tarps / Zeltplanen / Ponchos in Lean-To Form mit Feuer davor und oben trocken die Socken …..
Das zieht eher Feinde an den als Versteck zu dienen. Es dient auch nicht der Erholung, kostet es doch Energie überhaupt eine so elaborierte Unterkunft zu errichten.
2:17 Bewegung nur Dämmerung und Nachts – Tagsüber im Versteck
Das kann man heute geradewegs umdrehen. Den heute bieten Thermalsichtgeräte und der höhere Temperaturunterschied zwischen Körper und Umgebung des Nachts dem Feind eher einen Vorteil. Dazu kommt noch, dass man sich Nachts nicht so schnell bewegen kann, viel mehr Krach produziert und selbst in seiner Wahrnehmung erheblich eingeschränkt wird. Entsprechend sollte man sich eher Tagsüber bewegen und Nachts ruhen, was zugleich wesentlich erholsamer ist und die eigenen Ressourcen schont. Auch die Orientierung ist nächtens deutlich schwieriger etc
Der Ausbilder nennt im weiteren die Tarnung korrekt als wesentlichen Aspekt, die gezeigten Notunterkünfte sind aber entweder dahingehend sehr schlecht angelegt, oder sie wurden künstlich abgetarnt (Zeit- und Energieaufwand!) Und während man bei 2:39 ein Tarp mit Nadelbaumzweigen in einem Laubwaldabschnitt abgetarnt hat leuchtet daneben die silberfarbene Alu-Rettungsdecke. Und wenn man denkt absurder geht es nicht mehr:
Trinkwasser (ab 2:48):
Filtern von Wasser (was für Wasser ?!) mittels Dreieckstüchern um Grob zu filtern (FÜR WAS ??) ….. und das Auffangen von Birkensaft mit dem Essgeschirr. Was soll ich dazu überhaupt noch schreiben ?! Einen Nagel also in den Stamm (Gott Sei Dank haben wir immer Nägel dabei) und schon fließt der Birkensaft – oder auch nicht......
Und die eineinhalb Schlücke im Essgeschirr sollen also was genau bringen? Das reicht ja nicht mal für irgendwas.
Zweifelsohne: Oberflächenwasser kann einen krank machen (Parasiten, Krankheitserreger, Durchfall, Erbrechen etc.) Entsprechend muss man das Wasser desinfizieren oder man muss es in Kauf nehmen, den die genannten Krankheiten brechen nicht sofort aus, sondern erst nach einiger Zeit. Man kann also – je nach den Umständen – dass bewusst riskieren einfach so Oberflächenwasser zu trinken, um dadurch noch genau so lange durchzuhalten wie dies für die Rückkehr zu den eigenen Linien erforderlich ist. Für ein längeres Szenario wiederum benötigt man eine zuverlässige Wasserquelle in ausreichender Quantität ! Und seine Zeit sollte man nicht auf absurde und nichts bringende „Filteranlagen“ verschwenden, sondern darauf eine solche quantiativ ausreichende Quelle ausfindig zu machen.
3:21: Drei Liter für grob zwei Nächte
also 1,5 Liter pro Tag. Das ist bei körperlicher Anstrengung unzureichend. Entsprechend muss man die körperliche Anstrengung reduzieren – oder wie schon erwähnt eine quantiativ ausreichende Wasserquelle finden und dann überlegen ob und wie man diese nutzt – also mit Abkochen (oder Wassserentkeimungstabletten oder Life Straw oder oder - oder Ohne Alles um dann zeitnah die eigenen Linien zu erreichen. Hat man Zeit, dann geht am Abkochen kein Weg vorbei.
3:29 Wasser rationieren
Unfug. Jede Art der Rationierung von Wasser ist falsch. Stattdessen sollte man ausreichend trinken, und wenn dann die Gesamtmenge nicht auf die Gesamtzeit reicht muss man sich halt etwas anderes überlegen. Wasser im Körper ist immer besser als Wasser in der Trinkflasche, gerade bei Stress und körperlicher Anstrengung.
Kleiner Einschub:
Man beachte bei 3:31 wie das Gesicht des gezeigten Soldaten getarnt ist, ihre Hände und ihr Nacken aber nicht.
3:42 Gepäck:
30 kg Gepäck. Allein schon in dieser Gewichtsangabe zeigt sich alles was nur falsch sein kann. Eines der ersten Dinge die man tun sollte ist sich von allem Gewicht zu befreien. Beispielsweise habe ich schon mehrfach bei solchen Übungen einfach alle abgehängt und die Ausbilder / Gegner bereits in ihren Abfangstellungen „überrundet“ einfach indem ich alles zurück gelassen habe und befreit von dem ganzen Gerümpel die 30 km in 3 ½ Stunden zurücklegte. Dann machte ich erstmal ein Schläfchen während die „hinter mir“ darauf warteten dass wir da entlang kommen wo sie schon auf der Lauer lagen. Ist natürlich nur anekdotische Evidenz, aber ich will hier auf ein bestimmtes Prinzip hinaus.
Weg mit allem was nur möglich ist und dann nochmal die Hälfte davon weg und dann ist es immer noch zu viel!
4:05 Wahl der Route
„Nicht zu tief in den Wald hinein – entlang der Waldränder, weil wir müssen irgendwie noch den Überblick der Karte ….bla bla bla“
Was soll ich da noch schreiben?! Gerade entlang der Waldränder wird man am ehesten aufgeklärt werden, noch eher als auf einer Hauptstraße, weil die eigene Bewegung vor dem Waldrand stark auffällig ist und genau solche Linien vom Gegner abgestellt werden, weil sie perfekt für die Überwachung großer Geländeabschnitte geeignet sind.
Und wie kann man sich im Wald in Europa verirren? Richtung und Ziel sollten klar sein, item findet man dieses auch quer durch den Wald.
4:14 Marschstrecke
„Für die knapp 20 km Fußmarsch sind die Trupps bis in die Nacht unterwegs....“
LÄCHERLICH ! Ich kann selbst hier und heute noch die 20 km querfeldein in maximal vier Stunden machen, ungeachtet des Geländes. Und in dem gezeigten Gelände wäre ich in drei Stunden im Ziel. Und das durchaus auch mit Gepäck. Für die gezeigten Kameraden wäre es am sinnvollsten den lächerlich überladenen Rucksack siehe 4:17 wegzuwerfen und stattdessen Strecke zu machen.
4:22 ff Lager / Nacht
Und was sehen wir hier: einen Hackstock ! (allen ernstes), eine Hart Verhau um das Lager herum (zur Tarnung?), Gesicht getarnt und Hände weiter ungetarnt, eine ausgehobene Feuerstelle, aufgspannte Tarps obwohl es offenkundig nicht geregnet hat und dem irrwitzten Versuch mit dem Essgeschirr sich über dem Feuer etwas zu kochen.....
ALSooooooo
Zum Hackstock äußere ich mich mal überhaupt nicht. Statt einem solchen Verhau hätte man mit weniger abgehacktem Gemüse (Signatur!) sich eine Bodenunterlage bauen könnten um dann das Tarp wie eine Decke zu verwenden mit weiterem Gemüse direkt darauf (besser getarnt, wärmer, weniger arbeitsintensiv), Zudem ist es grundfalsch dass alle nebeneinander lagern. Stattdessen muss man die ganzen Einzel-Lager räumlich getrennt voneinander anlegen. Oder wenn man zusammen schlafen will, dann am besten so dass alle mit dem Kopf zusammen liegen und die Füße nach außen in einem Kreis, dann hat das ganze wenigstens einen taktischen Sinn.
Gegen Hunger und Durst kann man übrigens fortwährend während des Marsches die unzähligen Knospen an den Bäumen und bestimmte wildlebene Pflanzen essen, was zugleich den Speichefluss anregt und das Durstgefühl reduziert. Feuerstelle verrät nur die eigene Position und bringt nichts.
4:44 Elektrolyte
Endlich mal ein sinnvollerer Kommentar. Ständig Flüssigkeiten reinkippen kostet Salz (im weiteren Sinne) kann man dieses nicht ersetzen knickt man ein. Durch ständiges einsammeln, kauen und schlucken von essbaren Pflanzen während des Marsches kann man hier der beschriebenen Problematik deutlich entgegen wirken (oder man ist pervers veranlagt wie ein Kumpel von mir der am Ende des Tages Socken und T-Shirt mit Wasser tränkt, auswringt und die Brühe dann wieder säuft....). Aber auch das ständige Einsammeln und Kauen und Verdauen will geübt sein. Die meisten Stadtkinderlein welche ich da kennen lernen durfte bekamen davon ordentlich Bauchschmerzen und/oder Durchfall.
Auf jeden Fall ein sehr wichtiger Punkt ! Genau so wie man zu wenig trinken kann, kann das auch zu viel sein, so dass man Unmengen an Elektrolyten dadurch verliert. Das Feinzusteuern ist bei jedem Körper anders und muss durch praktische Übung herausgefunden und eingeübt werden.
Und um noch mal den wichtigsten Punkt aufzuwerfen: 30 kg Gepäck sind in diesem Kontext das wahre Problem. Weg mit dem Gewicht – schon wird das Wasser deutlich weniger ein Problem.
4:51 Schlafmangel
Ein bis zwei Stunden Schlaf sind viel zu wenig. Das Schlafen draußen im Wald unter unbequemen Bedingungen will auch geübt sein. Das ist etwas was man erlernen kann.
5:02 Nahrung in der Wildnis
Und wenig könnte weniger geeignet sein als Fische. Um durch Forellen seinen Energiebedarf zu decken benötigt man mehrere Kilogramm pro Tag. Dem steht der Aufwand an Zeit und Energie entgegen, welchen ich für den Fischfang und dessen Aufbereitung verwenden muss. Kurz und einfach: Fische fangen macht überhaupt gar keinen Sinn in dieser Situation.
06:13 Zubereitung der Fische
Und dann gleitet es wieder ins völlige Absurdistan ab: die Fische werden also in Klopapier eingewickelt – in Klopapier. Wir haben also keine sinnvolle Notnahrung in Form von Energieriegeln und einem Glas Erdnussbutter dabei, aber wir haben Klopapier für die Fische …..
Aber mal eine Spur ernsthafter: Da man ja Essgeschirr hat (sieh weiter oben), müssen die Fische gekocht werden. Sie in der Glut zuzubereiten oder gar zu braten ist Unsinn. Man muss sie in Wasser zur Fischsuppe kochen und zwar mit allem.
6:56 Boden-Boden und Boden-Luftsignale
Nett, aber in der Realität zieht das eher feindliche Kräfte an den die eigenen. Und gerade die gezeigten Signale sind hier besonders untauglich in diesem Kontext.
7:08 GTAS (Ground to Air Signal)
Ohne Worte – weil völlig ohne jeden Kontext. Aber allein schon das Denglisch ist mal wieder besonders sinnbefreites Buzzwordbingo.
7:44 Solche Ausrüstung also, aber sie haben es nötig Rauchsignale zu werfen um damit die Evakuierung dem Feind zu verraten. Die simple Wahrheit ist: wenn ich keinen Funkkontakt zu eigenen Herstellen kann, dann muss ich irgendwie auf die eigenen Linien zurück. Aber stattdessen Rauchsignale etc zu setzen oder Bodensignale zu bauen kostet erneut einfach nur Zeit ohne Nutzen und in den meisten Fällen auch einfach nur einem Schaden. Relevant sind stattdessen Prozedere wie man überhaupt wieder in die eigenen Reihen zurück findet (Feuer durch Eigene).
Fortsetzung folgt, da es ja eine ganze Serie ist.
Aber was ist nun hier überhaupt meine Zielsetzung? Ich bin halt einfach gelinde gesagt etwas enerviert darob der absurd schlechten Darstellung dieses Komplexes durch die Bundeswehr. Sollte dies tatsächlich das aktuelle Ausbildungs-Niveau sein (was es zu meiner Zeit nicht war!), dann wäre das Fatal. Zudem will ich anderen an dieser Thematik interessierten vielleicht ein paar Gedankenanstöße oder Diskussionspunkte dazu bieten.
Den ich halte diese ganze Thematik für äußerst bedeutsam, gerade in Bezug auf den modernen Krieg und die Soldaten wie sie heute so querschnittlich bei diesen Fähigkeiten aufgestellt sind für sehr benachteiligt.
Beschließend möchte ich noch betonen, dass meine Kritik an der Sache keine persönliche Kritik an den Kameraden ist, die diesen Schwachsinn so und nicht anders ausbilden müssen, den diese sind (wie ich aus eigener Anschauung weiß) auch nur Handpuppen der Füührung, welche ja alles besser weiß.
Fortsetzung folgt.