Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: EU vs. Türkei
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Was wäre eigentlich wenn die Türkei nicht Griechenland sondern wirklich nur Zypern angreift. Zypern ist zwar in der EU und deren Staaten wären zum Beistand verpflichtet, aber gleichzeitig ist die Türkei auch in der NATO. Wenn EU-Staaten auf Seiten Zyperns eingreifen und die Türkei dabei angreifen, dann könnte diese doch theoretisch den Verteidigungsfalls in der NATO ausrufen. Stelle mich vor dass das ziemlich komplex werden könnte.
(12.11.2023, 12:24)lime schrieb: [ -> ]Was wäre eigentlich wenn die Türkei nicht Griechenland sondern wirklich nur Zypern angreift. Zypern ist zwar in der EU und deren Staaten wären zum Beistand verpflichtet, aber gleichzeitig ist die Türkei auch in der NATO. Wenn EU-Staaten auf Seiten Zyperns eingreifen und die Türkei dabei angreifen, dann könnte diese doch theoretisch den Verteidigungsfalls in der NATO ausrufen. Stelle mich vor dass das ziemlich komplex werden könnte.
Artikel 5 erfordert einen einstimmigen Beschluss. Allerdings könnte dass das Ende der Nato bedeuten
Weder das eine, noch das andere. Die Türken sind schon mal auf Zypern gelandet - im Jahr 1974. In der Folge haben sie dann die annektierte bzw. neu gegründete Türkischen Republik Nordzypern ausgerufen. Und damals waren sowohl die Türkei als auch Griechenland als Hauptantagonisten Mitglieder der NATO (seit 1952). Es gab zwar einigen Wirbel samt boshaftem Gestichel im NATO-Rat, aber keiner berief sich auf irgendeine Beistandspflicht. Und auch der UN-Sicherheitsrat, der die Ausrufung der Türkischen Republik Nordzypern verurteilte, hat sich durchringen können zu einer gemeinsamen Linie - inkl. der Sowjets und der USA. Die NATO zerbrach darüber nicht, und die damalige EG erst recht auch nicht.

Und Zypern wurde übrigens dennoch auch EU-Mitglied (2004), obwohl man wusste, dass der Norden des Landes nicht dem EU-Recht-Geltungsbereich unterliegt bzw. die zypriotische Regierung dort keine Macht ausüben kann und der Sicherheitsrat die Annexion nicht anerkannt hatte.

Schneemann
Was türkische Aktionen angeht:
Zitat:dass nach der Radarausleuchtung der Courbet durch eine Fregatte der Sublime Porte im Golf von Sirte einige Wochen später ein türkischer Posten in Libyen (mit vielen hohen Offizieren) seltsamerweise von der Landkarte getilgt wurde, und zwar durch Stand-off-Waffen, die von Flugzeugen mit Deltaflügeln abgeworfen wurden ... von denen nie ganz klar war, woher sie kamen, WER sie steuerte und wer den Schlag befohlen hatte.
https://www.atalayar.com/en/articulo/pol...46494.html
Mittlerweile ist in al-Wattiya das I-Hawk PIP-III FlaRak System durch das moderne eigenentwicklte Hisar O+ ersetzt worden.

https://twitter.com/TheLibyaUpdate/statu...3WAcA&s=19
Schneemann:

1974 bestand aber noch das Schreckgespenst des WP, heute ist die Lage eine andere und auch in den USA ist die Lage eine andere. Dennoch gehe auch ich davon aus, dass die NATO dadurch nicht gesprengt wird.

Allgemein:

Die NATO ist kein so enges Militärbündnis wie das oft angenommen wird. Demgegenüber ist die EU ein sehr enges Militärbündnis, was ebenfalls nicht richtig wahrgenommen wird.
Zitat:Die Beistandsklausel wurde 2009 in Artikel 42 Absatz 7 des Vertrags über die Europäische Union (EUV) festgeschrieben. Im Falle eines "bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats" sind die anderen EU-Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, den Mitgliedstaat zu unterstützen. Dabei bleiben die Verpflichtungen in diesem Bereich in Einklang mit den im Rahmen der Nordatlantikvertrags-Organisation (NATO) eingegangenen Verpflichtungen.


Für die Unterstützung wird kein formelles Verfahren vorgegeben. Die Klausel legt zudem nicht fest, dass eine militärische Unterstützung erfolgen sollte. EU-Mitgliedstaaten wie Österreich, Finnland, Irland und Schweden können somit unter Wahrung ihrer Neutralität kooperieren.

https://www.europarl.europa.eu/news/de/h...swirkungen

Zitat:Beistand ist nicht klar definiert
Tatsächlich erinnert die EU-Beistandsklausel an den weitaus bekannteren Artikel 5 der NATO:
Der Bündnisfall tritt ein, sobald ein Mitglied angegriffen wird. Allerdings gibt es Unterschiede, sagt der Europa- und Sicherheitsexperte Nicolai von Ondarza von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Zwar sei die Klausel rechtlich ähnlich bindend wie der entsprechende Passus des Nordatlantikvertrags. "Es ist aber nicht verpflichtend geregelt, wie genau der Beistand aussehen muss." Anders als die NATO habe die Europäische Union keine konkreten Pläne für die Organisation einer gemeinsamen Verteidigung. Die Länder handeln einzeln, Gespräche


Heißt: Sollte Russland einen Mitgliedstaat angreifen, könnte die Unterstützung von ziviler oder wirtschaftlicher Hilfe über Sanktionen oder Waffenlieferungen bis hin zu militärischen Interventionen reichen. Dass Soldaten geschickt oder etwa Flugverbotszonen eingerichtet werden, ist also keinesfalls ausgemacht.

Das zeigt der französische Bündnisfall von 2015. Einige Staaten widmeten bereits beschlossene Einsätze um, andere beteiligten sich an Ausbildungsmissionen, nur wenige unterstützen Luftschläge gegen den IS. Teilweise blieb es bei Symbolik. Hinzu kommt: Die meisten EU-Länder sind ohnehin Mitglieder der NATO. Für sie würde im Kriegsfall vorrangig Artikel 5 des Nordatlantikvertrags greifen.

https://www.n-tv.de/politik/Auch-die-EU-...29937.html
[quote] Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats schulden die anderen Mitgliedstaaten ihm alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung, im Einklang mit Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen. Dies lässt den besonderen Charakter der Sicherheits- und Verteidigungspolitik bestimmter Mitgliedstaaten unberührt.[quote]

So steht es in den Artikel
NATO Artikel 5

Zitat:Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten.

Können also auch Maßnahmen sein die keine Waffengewalt sind, und alles beliebige, was man jeweils halt für erforderlich erachtet.

Artikel 6

Zitat:Im Sinne des Artikels 5 gilt als bewaffneter Angriff auf eine oder mehrere der Parteien jeder bewaffnete Angriff

-auf das Gebiet eines dieser Staaten in Europa oder Nordamerika, auf die algerischen Departements Frankreichs2, auf das Gebiet der Türkei oder auf die der Gebietshoheit einer der Parteien unterliegenden Inseln im nordatlantischen Gebiet nördlich des Wendekreises des Krebses;

Wenn die Türkei also der Angreifer ist, müsste theoretisch Artikel 5 damit greifen, ungeachtet der Frage ob die Türkei selbst NATO Mitglied ist.
Zitat:The name of the national solution in the defense industry: BARBAROS


The Barbaros Coastal Defense System, produced by ROKETSAN under the coordination of the Presidency of Defense Industries for the needs of the Ministry of National Defense, will provide Turkey with a critical capability in various fields. Countries with powerful navies and extensive maritime borders, like Turkey, are increasing their efforts in coastal defense systems. Coastal defense systems, equivalent to "shore-based frigates," eliminate the possibility of being targeted by submarines, equipped with anti-ship missiles, radar, and other sensors. In an era of increasing conflicts and durations, the domestically developed "Barbaros Coastal Defense System" holds critical importance.

Experts mention that the Barbaros Coastal Defense System supports combat ships, stating, "Let there be one Barbaros Coastal Defense Missile System each in the Mediterranean and Aegean. Also, have one warship at sea. With coastal defenses on land and a warship at sea, you essentially create a 'death triangle' with each side having a length of 250 kilometers. It's even possible to support this with two warships, creating a 'death rectangle' or a 'death line.' The chances of a hostile element surviving in this area are almost nonexistent."

Experts also anticipate the firing of the Çakır missile, also from ROKETSAN, from the Barbaros Coastal Defense System in the near future, and they indicate that the system is expected to enter the inventory next year. Regarding the potential deployment of Barbaros after entering the inventory, experts express that placing a coastal defense system in the Turkish Republic of Northern Cyprus (KKTC) would be a significant gain for Ankara in terms of the Blue Homeland.

https://www.anews.com.tr/economy/2023/11...y-barbaros
Von europäischer Seite müssen in einem solchen Szenario zukünftig auch Tomahawk LACM eingeplant werden, mit denen die niederländische Marine ihre Fragatten und U-Boote bewaffneten will.

Zitat:Netherlands Selects Tomahawk To Arm Frigate And Submarines
According to an article published by the Dutch Ministry of Defense, the Dutch Navy plans to strengthen the De Zeven Provinciën-class (LCF) air defense and command frigates and submarines with Tomahawk land-attack missiles.

https://www.navalnews.com/naval-news/202...ubmarines/
Großbritannien und die Türkei werden ihre Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich ausbauen.
OPEX 360 (französisch)
von Laurent Lagneau - 25. November 2023
[Bild: kfx-20191022.jpg]

2021 unterzeichneten Frankreich und Griechenland ein Abkommen mit einer Klausel zur gegenseitigen Verteidigung, als die Spannungen im östlichen Mittelmeerraum aufgrund von Territorialstreitigkeiten mit der Türkei, die durch die Aussicht auf die Ausbeutung großer Erdgasvorkommen in der Region wieder aufgeflammt waren, noch immer hoch waren. Zuvor hatte Paris aus denselben Gründen auch die militärische Zusammenarbeit mit Nikosia verstärkt.

Die französische Position wird jedoch von anderen europäischen NATO-Mitgliedern nicht geteilt. So kann die Türkei auf Spanien zählen, dessen Premierminister Pedro Sanchez den Beitritt Ankaras zur Europäischen Union (EU) unterstützt. Außerdem könnte in Kürze ein Abkommen über die Beteiligung der spanischen Werftindustrie am Bau eines zweiten türkischen Flugzeugträgers geschlossen werden.

Jahrhundert für die Unabhängigkeit Griechenlands vom Osmanischen Reich eintrat und früher Kolonialmacht auf Zypern war, pflegt Großbritannien sehr gute Beziehungen zur Türkei, wie beispielsweise die Beteiligung von BAE Systems und Rolls Royce am türkischen Programm für das Kampfflugzeug TF-X "Kaan" beweist [laut Defense News sind etwa 30 britische Ingenieure daran beteiligt]. London hat jedoch vor, noch weiter zu gehen.

So unterzeichnete der britische Verteidigungsminister Grant Shapps am 23. November während einer Reise nach Ankara mit seinem türkischen Amtskollegen Yaşar Güler eine Absichtserklärung, um die militärische Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu verstärken.

Der Text "wird den Rahmen für eine engere Zusammenarbeit bei der Durchführung zusätzlicher Aktivitäten bieten, die der Sicherheit und dem Wohlstand" des Vereinigten Königreichs und der Türkei zugute kommen, argumentierte das britische Verteidigungsministerium [MoD]. Und dies werde, so fügte es hinzu, die "nationale, regionale und internationale Sicherheit" stärken.

Das Abkommen zielt darauf ab, eine noch "engere" Zusammenarbeit zwischen den Verteidigungsindustrien beider Länder herzustellen, "mögliche gemeinsame Übungen im Mittelmeerraum" durchzuführen und "die Unterstützung für die Sicherheit in Nordafrika und im Nahen Osten zu erkunden".

"Ich habe mich sehr gefreut, meinen Amtskollegen, Minister Güler, zu treffen und gemeinsam eine Vertiefung der Verteidigungsbeziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Türkei zu vereinbaren", kommentierte Shapps. "Die Türkei liegt an der Schnittstelle von drei Kontinenten, und in einer Zeit großer globaler Instabilität kann ihr Einfluss nicht unterschätzt werden", fügte er hinzu.

"Während unseres Treffens bekräftigten wir unsere Unterstützung für die territoriale Integrität der Ukraine und tauschten unsere Ansichten zu bilateralen und regionalen Verteidigungs- und Sicherheitsfragen aus. Wir haben gegenseitig unsere Entschlossenheit zum Ausdruck gebracht, unsere bilaterale militärische Zusammenarbeit weiter zu stärken", sagte der türkische Verteidigungsminister. "Wir möchten unsere bestehende Zusammenarbeit mit dem Vereinigten Königreich in vielen Bereichen ausbauen, wie z.B. bei der Entwicklung unseres nationalen Kampfflugzeugs KAAN und bei neuen Themen wie den Eurofighter Typhoon Kampfflugzeugen", fuhr er fort.

Zur Erinnerung: Da die Türkei aufgrund des Erwerbs der russischen Luftabwehrsysteme S-400 nicht in der Lage ist, F-35A zu beschaffen, versucht sie, 40 F-16 "Viper" von den USA zu erhalten. Nur blieben die bislang unternommenen Schritte erfolglos. Daher das Interesse Ankaras am Eurofighter Typhoon. Ein Interesse, das Herr Güler bei einer parlamentarischen Anhörung in der vergangenen Woche geäußert hat.

"Die türkischen Luftstreitkräfte brauchen neue Flugzeuge. Unsere erste Wahl ist die F-16 [Viper] ... Aber angesichts der Möglichkeit, dass wir keine positive Antwort erhalten, sind die Eurofighter Typhoon die geeignetste Alternative", erklärte eine Quelle aus dem türkischen Verteidigungsministerium gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ankara wolle die "fortschrittlichste und neueste Version" dieses Flugzeugs kaufen.

Damit ein Vertrag unterzeichnet werden kann, müssen jedoch alle vier am Eurofighter-Programm beteiligten Länder zustimmen. Während das Vereinigte Königreich und Spanien wenig überraschend bereit sind, dem türkischen Antrag stattzugeben, ist Deutschland dazu nicht bereit [und die Position Italiens ist unbekannt].
Die Wahl ist wohl eher auf die F16 gefallen weil den Türken klar ist das sie das Geld was sie schon bezahlt haben für F 35 von den USA nicht wieder sehen werden
Wenn wir schon bei der Thematik mit Cruise Missiles u.a Lenkwaffen sind, so besitzen die türkischen Streitkräfte Fähigkeiten deren Navigation zu stören, passend dazu die Meldung das das Navigations EW System Seymen eingeführt wird. In diesem Fall wirkt die elektronische Kriegsführung im Verbund mit Boden und luftgestützter Flugabwehr.

Zitat:Meteksan Defense to develop counter drone electronic warfare system for Turkish military
November 17, 2021 Jenny Beechener Counter-UAS systems and policies
The Turkish Presidency of Defence Industries has signed an agreement with Meteksan Defense to develop a new electronic warfare (EW) system that can detect and combat rogue drone threats as well as manned aircraft, helicopters and missiles, according to a report by Unmanned Systems Technology. The system will be able to apply methods of electronic attack to the GPS and command and control (C2) systems used in many land, air and sea platforms.

Meteksan’s SEYMEN system will be used to jam or deceive a variety of threats, keeping friendly forces safe from harm. It will be composed of radar, electro-optic and electronic warfare elements integrated together on a military tactical vehicle.

SEYMEN will be able to jam and deceive navigational systems, including targets in multiple directions simultaneously and targets that use different types of GPS. It will also be able to record and analyse GPS signals, and link multiple systems together to perform co-ordinated tasks.

https://www.unmannedairspace.info/counte...-military/
Ich frage mich, ob die Darstellung dieses System im Anti-UCAV/UAV-Strang nicht besser aufgehoben wäre? Hinzu kommt, dass der Kontext mir etwas mehrdeutig bis unnötig mäandernd erscheint. Ich lasse es aber hier mal stehen.

Schneemann
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