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Normale Version: technische Revolution - Dampfturbine
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Zitat:Schnellboot-Revolution "Turbinia" Der Dampfhammer

Dieser Vollspeed-Dampfer ließ die britische Marine alt aussehen: Bei einer Flottenparade zum 60. Thronjubiläum der Queen brach Ende des 19. Jahrhunderts plötzlich eine Nussschale durch die Reihen der Kriegsschiffe - und hielt alle zum Narren. Ein Streich, der die Schifffahrt für immer veränderte.

Von Frank Patalong
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Doch plötzlich sah die Seemacht alt aus.

Der offizielle Höhepunkt des Wasserballetts war die von Salutschüssen jedes einzelnen Schiffes begleitete Fahrt der königlichen Yacht durch das Spalier der Kriegsschiffe. Da brach eine Nussschale durch die Reihen der gigantischen Schlachtschiffe. Nur knapp über 30 Meter lang und 2,74 Meter breit war das Boot - und dennoch sollte es in den nächsten Minuten die gesamte britische Marine in den Schatten stellen. Dabei war das Schiff, das unter ziviler Flagge fuhr, nicht nur kein Teil der britischen Flotte, sondern nicht mal eingeladen.

Schiff abgedampft, PR-Stunt gelungen

Es folgte eine spektakuläre Demonstration: In seinem Ritt durch das Spalier hängte das Mini-Boot die Kreuzer, die der Königsyacht Geleit gaben, mühelos ab. Eine Frechheit mitten in dieser Zurschaustellung von Macht und Disziplin. Zuerst reagierte das Publikum mit Buh-Rufen und Pfiffen. Die aber verstummten schnell und machten Staunen, dann angeblich sogar sportlicher Begeisterung Platz.
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Denn was dieses Gefährt da zur Schau stellte, war schlicht sensationell. Umgehend ging ein Signal an ein Marineschnellboot, das seltsam schlanke Vehikel, das soeben die Creme der Royal Navy düpierte, aufzuhalten. Doch der kleine Dampfer war nicht zu stoppen. Er raste so schnell durch die Bucht, dass sich sein Bug aus dem Wasser hob: Mit über 34 Knoten, also fast 64 Stundenkilometern, fuhr das Boot an den aufgereihten Schiffen vorbei, wendete und passierte sie erneut.

Bevor das Gefährt die königliche Yacht erneut passieren konnte, wurde es zwar von einem Torbedoboot abgelenkt, der PR-Stunt war dennoch gelungen. Denn keinem der Boote, die dem Raser nachsetzten, gelang es, das Schiff einzuholen. Ihre Majestät und die anwesenden Mitglieder der Marine waren beeindruckt. Den Admiralen dürfte sofort klar gewesen sein, dass sie da gerade das schnellste Wasserfahrzeug der Welt gesehen hatten.

Bis dahin hatte noch kein Schiff mehr als 27 Knoten (rund 50 km/h) erreicht. Dieses Boot war ein technologischer Evolutionssprung: Die "Turbinia", wie ihr Erfinder sie getauft hatte, war das erste von einer Turbine angetriebene Wassergefährt der Welt.
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Neuer Standard Dampfturbine

Der kalkulierte Eklat funktionierte. Umgehend ließ die Marine Tests mit der "Turbinia" anlaufen, gab kurz darauf zwei Antriebe für Torpedoboote bei Parsons in Auftrag. Allerdings misstrauten die Admirale der neuen Technik noch: Der Erfinder bekam die Aufträge nur unter der Auflage, dass er mit 100.000 Pfund eigenem Geld einsteigen müsse.
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Die höhere Leistungsfähigkeit der Turbine im Vergleich zum alten Dampfkolbenmotor war nun zu offensichtlich, um sie weiter ignorieren zu können. Noch während mehrere Marine-Aufträge an Parsons in Arbeit waren, entschied die INA 1905, dass in Zukunft alle Schiffe der britischen Marine von Turbinen angetrieben sein sollten. Schon 1906 lief mit der HMS "Dreadnought" das erste turbinengetriebene Schlachtschiff vom Stapel, das stärkste und schnellste Kriegsschiff seiner Zeit. Quasi über Nacht verschob Parsons Technik die erreichbaren Geschwindigkeiten um dreißig Prozent nach oben.

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Dieser Stunt gelang aber auch nur deswegen, weil die Royal Navy träge geworden und mit der neueren Entwicklung nicht hatte Schritt halten können.
Insgesamt war die Royal Navy damals ein Panoptikum recht moderner bis völlig veralteter Kriegsschiffe.