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Normale Version: Raketenkorvetten der Bora-Klasse (Projekt 1239)
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Das Projekt 1239 Bora umfasst ein kleines Raketenschiff des russischen Konstruktionsbüros "Almaz" in Katamaranbauweise.

Bei diesem Schiff handelt es sich um eine Nachfolgeklasse der gefloppten kleinen Raketenschiffe der Projekte 1234 bzw. 1234.1 (NATO-Bezeichnung: "Nanuchka"), die während ihrer Mittelmeereinsätze an ihre Grenzen stießen, sowohl bei ruhiger, als auch bei höherer See.

Durch die Katamaranform ergab sich eine große Oberdecksfläche, die sowohl für die schwerste je auf solchen Schiffen installierte Bewaffnung Platz schaffte, als auch höchsten Wohnkomfort für die Besatzung ermöglichte. Bei der Umsetzung des als SES-Katamaran (Surface Effect Ship in Doppelrumpfbauweise) bediente sich das ZKMB "Almaz" seiner Erfahrungen im Bau von Luftkissen-Landungsschiffen.

Das Typschiff "Bora" wurde 1984 in Zelenodolsk auf Kiel gelegt und 1989 für vorläufige Erprobungen an die Schwarzmeerflotte übergeben. 1997 erfolgte die Indienststellung mit voller Kampfbereitschaft als Flaggschiff der Raketenschiffeinheiten. 1991 erfolgte die Kiellegung einer zweiten Einheit. Die "Samum" wurde 2000 in Dienst gestellt und ebenfalls der Schwarzmeerflotte übergeben.

Abgesehen von der überaus schweren Bewaffnung verfügen die Schiffe über eine einzigartige Vielfalt von 36 Einsatzvarianten der Antriebsanlage. Einerseits ist diese Katamaran auf Überführungsfahrten mit 20 Knoten einsetzbar, andererseits erreicht er im Kampfeinsatz Geschwindigkeiten von bis zu 53 Knoten. In beiden Fällen fungiert eine CODAG-Anlage, ein kombiniertes Antriebsystem, und ein transformierbares flexibles Verkleidungssystem ermöglichen ein breites Spektrum von Antriebsregimen, sowohl im Normal-, als auf im Havariebetrieb. Dabei werden drei Hauptregime unterschieden: "Katamaran", "Katamaran auf Luftkissen 1" und "Katamaran auf Luftkissen 2". So bleibt in allen erdenklichen Notsituationen die Fahrtfähigkeit erhalten. Nach Aussagen des Chefkonstrukteurs Korolkow gab es über die bisherige Einsatzzeit (angegeben waren damals 15 Jahre) keinen einzigen Ausfalls der Antriebsanlage, der eines Schleppeinsatzes bedurft hätte. Im Übergang vom Normal- in den Kampfmodus beschleunigt das Schiff innerhalb von eine Minute und 50 Sekunden von 10 auf 53 Knoten.

Die Bewaffnung ist - wie oben schon gesagt - die mit Abstand schwerste in dieser Schiffsklasse. Die Antischiffbewaffnung umfasst acht Antischiffraketen vom Typ "Moskit". Zur Luftwabwehr steht ein "Osa 1"-Komplex zur Verfügung und die Bordartillerie umfasst ein AK-176 76-Millimeter Schnellfeuergeschütz.

Für den Export stehen weitere Antischiffraketen-Komplexe zur Verfügung:

Option 1: zwei Starter 8 x 3M80E "Moskit"
Option 2: vier Starter 16 x 3R60UE "Uran-E"
Option 3: zwei Starter 12 x 3R50E "Jakhont"
Option 4: zwei Starter 12 x 3R50E "Jakhont" und zwei Starter 8 x 3R60UE "Uran-E
Bei Option 2 und 4 ist es möglich, Landziele anzugreifen und gleichzeitig die Schiffsabwehrmöglichkeiten zu bewahren. Auf Wunsch können westliche Waffensysteme installiert werden. Um die Palette zu ergänzen, wird derzeit eine U-Boot-Abwehr-Variante entwickelt.

Die Einsatzaufgaben sind wie folgt dargelegt:

Unterstützung der Überwassereinheiten im Küstenvorfeld
Unterstützung und Rückendeckung von Landungsschiffen bei amphibischen Operationen
Angriffe auf Küstenstellungen des Gegners (Option 2 und 4)
Bekämpfung von gegnerischen Kriegs- und Landungsschiffen im Küstenvorfeld als auch auf ofener See
Westliche Experten stufen das Projekt 1239 "Bora" als das gefährlichste Kampfschiff seiner Klasse ein. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit und der überaus schweren Bewaffnung bleiben dem Gegner im Ernstfall nur Minuten um zu reagieren. Die Schiffe verfolgen beim Raketenangriff eine "Erfassen-Abfeuern-Abdrehen"-Taktik.

Besonders für kleinere Marinen dürfte der Entwurf interessant sein. Sollte der Iran die Möglichkeiten dieses Projektes entdecken, wäre es möglich, sogar US-Trägergruppen gefährlich zu werden. Die Lieferzeit von der Bestellung bis zur Auslieferung an den potenziellen Kunden beträgt je nach Variante zwischen ein und zwei Jahren. Die Kosten pro Einheit liegen bei 150 bis 250 Millionen Euro.

Bilder: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.worldnavy.info/photogallery/corvettes/bora_1.html">http://www.worldnavy.info/photogallery/ ... ora_1.html</a><!-- m -->

Quellen: Diese Bericht wurde von mir persönlich ins Wikipedia gestellt und auch von mir ins Marineforum geschrieben.
Ein mir bekannter Fachmensch aus Marinekreisen meinte, dass die Russen mit dem Entwurf nicht besonders glücklich sind, was im wesentlichen an schlechten Seeeigenschaften liegt. Die Schiffsbewegungen sind aufgrund der schweren Bewaffnung und Topplastigkeit äußerst problematisch, was erklärt, warum es bei diesen beiden Einheiten geblieben ist und die Russen seit mehr als fünfzehn Jahren kein weiteres Schiff dieses Typs gebaut haben.

Fazit: fehlgeschlagenes Experiment, da hoffnungslos überladen. Das Konzept stammt noch aus dem Kalten Krieg, als man soviel Feuerkraft wie möglich in ein kompaktes Design packen wollte. Das nützt aber nichts, wenn darunter die Einsatzfähigkeit leidet. Ich denke, die Russen haben hier die Grenzen erkannt und neuere Entwürfe werden nicht wieder so eine Charakteristik aufweisen, insbesondere nicht die Sunburn-Yakhont-Kombination.
Das mit der Seetauglichkeit war ein Gerücht, in Wirklichkeit ist das Seeverhalten sogar besser als die die Tarantul III-Klasse und die Schiffe selbst sind recht wendig. Kein Witz, ich hab die Boote in Sewastopol Gesehen und mit einigen Offizieren gesprochen. Die Russen selbst sind von dem Entwurf recht begeistert, aber die Schiffe sind im Unterhalt extrem teuer, nicht zuletzt wegen den 36 Varianten der Antriebsanlage.
Na ja, wenn sie es sagen, muss man das so akzeptieren. Aber es sollte einem doch zu denken geben, warum es keine anderen militärischen Surface-Effect-Schiffe oberhalb der 500 ts-Grenze gibt, obwohl das Konzept lange bekannt ist und verwendet wird. Siehe zb. die Schweden, die exakt aus dem Grund bei Visby einen konventionellen Rumpf verwenden. Den Unterhalt kann man ja auch billiger gestalten, wenn man die Antriebsanlage eben nicht in 36 Varianten baut, sondern den Entwurf in der Hinsicht überarbeitet. Trotzdem werden bisher keine weiteren Schiffe des Typs gebaut.
Gerade mal bei Hazegray nachgesehen, dort steht noch was von "mechanically unreliable". Mag mit der Antriebsanlage zu tun haben...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.hazegray.org/worldnav/russia/littoral.htm">http://www.hazegray.org/worldnav/russia/littoral.htm</a><!-- m -->
@Flanker
Zitat:aber die Schiffe sind im Unterhalt extrem teuer, nicht zuletzt wegen den 36 Varianten der Antriebsanlage.
Das macht mögliche Exportchancen zunichte. Andere Entwürfe, wie z.B. die BPS 500-Klasse, eine auf Seezielbekämpfung ausgelegte Variante der Pauk-Klassen, von der Vietnam zwei Boote hat, sind da billiger im Unterhalt.
Der teuere Unterhalt ist auch der Grund, warum auch Russland nicht weitere Boote dieses Typs beschafft hat. Für die genannten Kosten pro Boot könnte durchaus die Beschaffung einer neuen Fregatte möglich sein, welche ja auch vielfältiger in ihren Einsatzmöglichkeiten und wohl auch sicherer wäre.
Ja, schon,a ber die Hohe Geschwindigkeit kombiniert mit Option 2 oder 4 der Bewaffnung sind in dieser Schiffsklasse nicht zu toppen.

Was die hohen Kosten angeht, ich weiß nicht, ob die Exportversion dieselben 36 Antriebsvarianten hat. Ihr wisst ja, die Russen specken gerne was ab, wenn sie es exportieren.

Aber naja, wenn mann erstmal zehn bis 15 einheiten davon hat kann man einem Gegner in Küstennähe recht gefährlich werden ...

Zieht euch mal die Bewaffnung der Exortvariante 1239E rein, das bekommt man glatt eine Gänsehaut.

Zitat:1239/E
Displacement, full-load, t about 2,090
Principal dimensions, m 102.2 x 13.6 x 3.5 (5.3 with sonar fairing)
Speed, knots:
full about 27
diesel-driven up to 20
Range, mile 5,000 (at 10 knots)
Endurance, day 20
Crew 103 (plus 16 spare)
Operations area unlimited
Armament:
missiles Uran-E antiship missile complex,
2 x 4 launchers
air-defense gun-missile systems: 3 Palma systems
with Sosna-R guided missiles;
1 x 7.62mm AK-176M gun mount
Laska gun mount fire control radar;
Rakurs optronic fire control system
antisubmarine: 533mm torpedo tube, 2 x 2;
RBU-6000AS rocket launcher, 1 x 12
aviation one Ka-28 or Ka-31 helicopter
electronic equipment: Positive-ME surveillance radar;
Spectr-FN laser emission detector;
ASOR-11661 ECM system;
PK-10 decoy dispenser;
MGK-335ME-03 sonar system;
Zmei towed sonar countermeasures system;
modern communications and navigation facilities;
OTs-11661 information and battle management system
Rusich-4K data transmission system
Quelle: Warfare.ru.
also das wort "unzuverlässig" liest man recht häufig in verbinung mit den boras, von daher vermute ich schon, dass da was dran ist. ich glaube auch nicht, dass die boote irgendwelche exportchancen haben, zu groß und zu ineffizient. für den iran z.b. währen solche schiffe wohl ehr geldverschwendung. ok an skjolds wird der iran wohl ehr nicht herankommen aber ich nehme mal an, dass china die 022 fac z.b. gerne an den iran exportieren würde. die boras sind sicher beeindruckend aber es sind monster, die heute wohl für keine navy wirklich sinnvoll währen. in küstennähe ist die größe der schiffe auch ehr ein nachteil. darüber hinaus sind sie auch veraltet, von siganturreduzierung hat man bei der planung noch nichts gehört.

mir ist auch etwas schleierhaft was der entwurf 1239e sein soll? mit den vorhandenen zwei boras hat das jawohl nichts mehr zu tun.
Zitat:Zieht euch mal die Bewaffnung der Exortvariante 1239E rein, das bekommt man glatt eine Gänsehaut
Ein Helo, acht AShM, ein Kashtan. Die Bewaffnung ist gut, aber fällt nicht sonderlich aus dem Rahmen für ein Schiff von über 2.000 t. Die Geschwindigkeit von nur 27 kn für die Exportvariante fällt krass aus dem Rahmen für ein SES. Die Daten sehen insgesamt eher nach einem konventionellen Korvettentyp aus.
1239E ist in etwas dasselbe, aber verlängert als schnelles Mehrzweckkampfschiff. Die Geschwindigkeit ist als Bsistyp angegeben, da geht noch mehr, wie es der Kunde haben will. Wenn man gut bezahlt, sparen die Russen nicht mit Extras ... =)

Aber unzuverlässig sind sie nicht, das weiß ich. Die sind die mit Abstand besten "Kleinkampfschiffe" der russischen Marine. Das waren mal Gerüchte im Westen, weil man noch Mitte der 90er wenig über sie wusste. Das was oben steht hab ich erst rausgefunden nachdem sie auf der Angebotsliste von "Rosoboroneksport" aufgetaucht sind und ich sie letztes Jahr in Sewastopol sehen konnte. Ich sag euch, es ist schon eindrucksvoll zu sehen, wenn diese Dinger Gas geben, selbst wenn sie langsam vorbeifahren denkt man, da jagt ein Kampfjet im Tiefflug über Hafenbecken, so laut sind die. Big Grin

Und wenn die erst beschleunigen und losjagen ... :daumen:
Zitat:Flanker postete
1239E ist in etwas dasselbe, aber verlängert als schnelles Mehrzweckkampfschiff.
genau das bezweifel ich. wie turin schon sagte 2000+t und 27kn max. sprechen nicht gerade für ein ses oder ähnliches. sowas realisiert man viel effizienter in einem konventionellen rumpf.
Ich hab den Entwurf gesehen, aber ich durfte nich Fotografieren :heul:
@Flanker
Zitat:Ich sag euch, es ist schon eindrucksvoll zu sehen, wenn diese Dinger Gas geben, selbst wenn sie langsam vorbeifahren denkt man, da jagt ein Kampfjet im Tiefflug über Hafenbecken, so laut sind die.
Bloss gut, das man sie nicht zur U-Boot-Jagd einsetzen will. Die armen, an den Horchgeräten sitzenden Besatzungsmitglieder von U-Booten könnten davon taub werden. Big Grin
Spass beiseite: Es ist nicht von Vorteil, wenn diese Boote so laut sind. Sie können dadurch leichter bemerkt werden, und das wäre bei der U-Boot-Jagd nicht gerade von Vorteil. Um Bezug zur 1239E zu nehmen: Wenn sie so laut wären, würden die Torpedorohre an Bord dieser Schiffe nur unnötigen Ballast darstellen.
Ein weiterer Punkt, weswegen ich ernstliche Zweifel an dem Wert der Exportvariante habe: Rosoboronexport bietet exakt in der gleichen Größenordnung die Gepard-3.9 FFG an. Das Schiff bietet bei 2.100 t eine max. Geschwindigkeit von 28 kn und 4x4 Uran-E AshM, ansonsten identische oder leicht bessere Ausstattung. Das alles in einem konventionellen Rumpf.

Also entweder liegen da irgendwelche Dreher in den Informationen zur 1239E vor oder das System wird so nicht mehr angeboten. Im Katalog ist die Exportvariante als solche nicht aufgeführt, nur das Ursprungsmodell. Leider scheint für Normalsterbliche nur das Inhaltsverzeichnis verfügbar zu sein.
also wenn ich nicht irre ist das die seite des konstrukteurs?
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.almaz.info/1239e.htm">http://www.almaz.info/1239e.htm</a><!-- m -->

da wird die 1239e als "normale" 1239 gehandelt. das würde imho auch deutlich mehr sinn ergeben.
Nee. es gibt die "Kleine" Basisvariante, okay? Es gibt aber auch den großen Entwurf, aber der wird noch nicht ganz offiziell angeboten. Ich hab schon eine Zeichnung gesehen, es ist der gleiche Rumpf, nur länger, mit mehr Ausrüstung. Die Antriebe kann sich der Kunde selbst wählen, das Ding wird zur Zeit nur "unterm Tisch" angeboten, aber bald auch offiziell. Sehen wir mal, was sich ergibt.

@Turin. Auf rusarm.ru musste den Popup-Blocker ausschalten, sonst geht überhaupt nix.

Von den Gepards hat Vietnam vier bestellt, zwei werden in Zelenodolsk fertiggestellt, zwei weitere will man selbst bauen. Auch hier kannste dir die Bewaffung selbst wählen.


Zitat:Vietnam und die russische Rüstungsexportagentur Rosoboroneksport führen - angeblich bereits fortgeschrittene - Verhandlungen über eine Beschaffung von Fregatten der GEPARD-Klasse durch die vietnamesische Marine.

Diese soll an insgesamt vier der in Russland auch als "Raubkatzen-Klasse" bezeichneten Schiffen interessiert sein. Zwei sollen zwei im russischen Zelenodolsk gebaut werden, die anderen zwei dann auf der Basis zu liefernder Komponenten in Vietnam (Ho Chi Minh Stadt).

Das Design der GEPARD-Klasse (Projekt 11661) war bereits den 80er Jahren in Zelenodolsk entwickelt worden, wo man hoffte, mit 1.900-ts-Schiff an Exporterfolge der früher ebenfalls dort gebauten KONI-Klasse anknüpfen zu können. Dieser Erfolg blieb der Werft jedoch versagt. Von 1992 für die russische Marine begonnenen drei oder vier Schiffen wurde bisher nur ein einziges fertig gestellt: die TATARSTAN, nach zehnjähriger Bauzeit seit 2002 Flaggschiff der russischen Kaspisee-Flottille.

Zwei weitere Rümpfe sollen seit Jahren halbfertig in Zelenodolsk in der Bauhalle liegen. Vermutlich handelt es sich bei diesen um die nun möglicherweise nach Vietnam zu exportierenden Schiffe. Mit Fregatten der GEPARD-Klasse erhielte die vietnamesische Marine für ihre Verhältnisse sehr moderne Kampfschiffe. Als Bewaffnung werden u.a. Seeziel-FK SS-N-25 genannt.

Flottenhandbücher erwähnen auch eine angeblich geplante Beschaffung von zwei Fregatten in Indien (Goa Shipyards). Ob diese bei Zustandekommen der GEPARD-Order hinfällig wird oder beide Vorhaben durchgeführt werden (oder vielleicht auch keines von beiden), bleibt abzuwarten.
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