Zitat:Deki3000:
...was passiert wenn ein Geschoss in den Panzer eindringt aber nicht durch die Panzerung kommt. Dabei beziehe ich sowohl Heat als auch KE-Geschosse.
Ich frage weil es dann eigendlich so ist das ein russischer Panzer niemals in der Lage ist einen westlichen Panzer aus einer Distanz von 1 - 2km zu zerstören, oder?
Das kann man so nicht sagen, denn:
1. Auch bei den Russen dürfte sich einiges in der Material- und Munitionsforschung in den letzten 20 Jahren getan haben, vor allem seit 2001, seit dem wieder stärker Finanzmittel für das Militär, Entwicklung, Modernisierung und Forschung fliessen. Die Munition und das Projektilmaterial sind mit die wichtigsten Bestandteile eines Geschosses, die im Irak verwendeten haben seit Anfang der 70´ziger keine weitere Modernisierung oder Upgrade erfahren, somit nicht verwunderlich das man damit einen schwer gepanzerten M1 o.ä. kaum ernsthaft bedrohen kann.
2. Die immer wieder aufgeführten Besipiele halte ich für wenig repräsentativ, da die Irakischen Panzer überwiegend nicht über elementare Ausstattungsmerkmale verfügten, wie z.B. ausreichende Thermal oder Nachtsichteigenschaften, sowie die, Aufklärung wie auch die Kommunikations- und Feuerleitfähigkeit wohl nicht vergleichbar mit der amerikanischen war, die veraltete Munition wurde bereits erwähnt.
3. Es ist für ein KE Projektil nicht notwendig eine Panzerung voll zu durchschlagen, in geringerem Maße gilt dies auch für HEAT, um einen Panzer zu zerstören oder dessen Besatzung zu verletzen oder zu töten. Beim Eindringen in die Panzerung schiebt der Dorn das Panzerungsmaterial zum Teil vor sich her, das in Richtung Panzerinneres geschoben wird und auf Grund der Aufprallenergie und der Hitzeentwicklung erweicht und nach Innen seine Splitterwirkung entfaltet. Das bedeutet, das lange bevor das Projektil durchgeht, Material nach innen splittert und die Besatzung verletzt oder Tötet. Somit ist eine Durschschlagskraft von 1.000 mm ausreichend um eine Panzerung von ca. 1.200-1.300 dennoch zu durchschlagen, natürlich abhängig vom Winkel und dem Penetratorverhalten und dessen Material, da dierser nicht selten splittert oder bricht. Steckengebliebene Projektile wird man dennoch selten vorfinden da diese tief in der PAnzerung stecken und auf Grund der hohen Hitzeentwicklung teilweise verschmelzen, brechen oder splittern.
4. Was die russischen AT Lenkraketen angeht, so ist deren Vorteil nicht nur bei ihrer großen Reichweite zu sehen, sondern auch in der Lenkfähigkeit bis zum Ziel, trotz Verschuss durchs Panzerrohr, was z.B. auch ermöglicht diese ballistisch auf die Oberseite eines Panzers zu lenken und diesen von oben zu durchschlagen, da kaum ein Panzer, auch nicht die neuesten,wesentlich mehr als 300 mm RHA an der Turmoberseite aufzubieten haben. Die bei der DEFEXPO 2004 vorgestellte AT-Kornet E der Russen, hat eine Reichweite von 5,500 Metern und eine Durchschlagskraft von 1.200 mm RHA, was durchaus beachtliche Werte darstellt und nicht unrealistisch das dieses über Tube verschossene System nicht auch für eine T-90 Kanone o.ä. passend gemacht werden könnte. Somit durchaus ein Vorteil, wenn man den feindllichen Panzer rd. 2.000 Meter früher ins Visier nehmen kann, bevor er in seine eigene effektive Reichweite Kommt, die i.d.R. um 3.000-3.500 Meter liegt. Die Geschwindigkeit von den AT Raketen ist natürlich geringer als die von KE Projektilen, aber auch hier sehen wir eine stetige Zunahme der Geschwindigkeit und Durchschlagsleistung. Bei einer Entfernung von 2.000 Metern benötigt eine durchschnittlich schnelle Rakete 5-6 Sekunden bis zum Ziel, somit verbleibt auch bei einer AT-Rakete nicht gerade sehr viel Zeit für Abwehrmaßnahmen, abgesehen davon, das z.B. ein T-90 heute schon innerhalb von 6 Sekunden nachläd und Feuerbereit steht, dank des automatischen Laders, in Testreihen wurden bereits die 5 Sekunden unterschritten, was dazu führen wird das so ziemlich jeder MBT in Zukunft einen automatischen Lader erhällt und die Besatzung in den meißten Fällen nur noch aus 3 Mann besteht, bei einigen US Konzepten sogar nur noch 2.
5. Das die Geschosse, egal ob KE Projektil oder Rakete wesentlich weiter fliegen als die normalerweise angegebene "effektive" Reichweite ist nicht neu, theoretisch kann auch ein Panzer ballistisch geschossen mehrere Kilometer weiter schiessen als es dessen Zieloptik oder Entfernungsmesser erlauben, die Frage bleibt dann natürlich die Trefferwarscheinlichkeit, vor allem bei beweglichen Zielen. Das ein T-55 auch auf über 5 Km getroffen und zerstört wurde ist nicht besonders verwunderlich, vor allem da es sich wie erwähnt um ein HEAT Geschoss handelte bei dem die Auftrittsgeschwindigkeit nur eine geringe Rolle spielt, wobei auch ein KE Projektil keine Probleme gehabt hätte die nur 203 mm RHA starke Panzerung des T-55 zu durchschlagen. Bei diesem Treffer herrschten wohl optimale Bedingungen, gute Sicht und wohl auch keine anderen Einflüsse wie Regen oder Wind, falls es ein stehendes Ziel war kein Problem, falls in Fahrt, dann durchaus eine beachtliche Leistung, wenn auch ein gutes Quentchen Glück dazugehört.
6. Was die Beschädigungen des Panzers angeht, auch bei Treffern die nicht die Panzerung durchschlagen oder zu Absplitterungen führen, so können diese dennoch den Panzer Lahmlegen. Je nach Aufprallenergie können Panzerungsteile absplittern, Sensoren, Ziel- und Richtoptiken u.ä. Aufbauten zerstört werden oder beschädigt werden, auch ist ein Panzer mit nur einer funktionierenden Kette, vor allem im weichem Gelände so gut wie bewegungsunfähig.
Im Kroatienkrieg führten z.B. Treffer von schwerer Artillerie oder AT Geschützen die die Panzerung nicht immer durchschlugen, dennoch zum Verziehen, Rissen oder Verbiegen der Turmaufhängung u.ä. was die Panzer ebenso unbrauchbar machte, ohne das die Besatzung ausser Blaue Flecken, Prellungen oder Platzwunden ernster geschädigt wurde, auch kam es nur in den seltesten Fällen zum Tod der gesamten Besatzung selbst bei Durchschlägen.
7. Die Russen haben schon seit Anfang der 90´ziger Jahre erkannt das die westlichen Panzerungsniveaus sowie die 120mm Kanonen in beiden Fällen den russischen überlegen sind, nicht zuletzt da Russland bis heute keinen schweren Kampfpanzer besitzt, da selbst der bisher schwerste ( T-90 ) voll aufmunitioniert unter 50 Tonnen wiegt. Seit einigen Jahren wird daher sowohl an einer neuen Kanone, Munition wie auch einem neuen Panzerdesign und Konzept geforscht, auch wenn die Forschung lange Jahre wegen Finanznot nur schleppend voranging, wie bei dem Black Eagle und dem T-95, wobei die Russen z.B. was das Gewicht angeht dadurch einen richtigen Weg einschlagen, da sie trotz Beibehaltung der Zielgröße +/- 50 Tonnen, durch die weitere Verkleinerung und Abflachung der Panzer, Verringerung der haftfläche, sowie Verwendung neuer Verbundstoffe und Keramiken dennoch heutige westliche Panzerungsniveaus erreichen wollen oder im Verbund mit der neuen Reaktivpanzerung sogar noch übertreffen. In einigen Jahren dürfte es hierzu einen neuen MBT geben, der selbst im Vergleich mit den aktuellsten westlichen Modellen eine neue Generation darstellen dürfte, da vor allem dank der jetzigen Rohstoffpreise die Devisen reichlich fließen wie nie zuvor.